ELON MUSK DROHT MIT APPLE-VERBOT

Apple hat an der diesjährigen WWDC eine KI-Offensive gestartet. Doch sie stösst auf gemischte Reaktionen. Besonders der Tesla-Chef übt Kritik.

Bei seiner diesjährigen Entwicklerkonferenz hat Apple am Montagabend (MESZ) mit Spannung erwartete neue Funktionen mit Künstlicher Intelligenz (KI) vorgestellt. Die Reaktion von Experten und Anlegern fiel allerdings verhalten aus. Ausserdem zog der iPhone-Anbieter wegen der angekündigten Kooperation mit dem Chat-GPT-Entwickler Open AI den Zorn des Milliardärs Elon Musk auf sich.

Der Chef des Elektroautobauers Tesla und der Weltraumfirma SpaceX will die Nutzung von Apple-Geräte in seinen Unternehmen verbieten, sollte Chat GPT in die Betriebssysteme von iPhone, iPad & Co integriert werden. Musk arbeitet mit seiner Firma xAI an der Entwicklung einer eigenen KI.

«KI Für den Rest von uns»

Im Rahmen einer Online-Präsentation erläuterte Apples Chef-Softwareentwickler Craig Federighi diverse KI-Funktionen. «Apple Intelligence» sei tief in die Betriebssysteme der jeweiligen Geräte eingebettet. Dabei werde ein grosser Teil der hierfür notwendigen Berechnungen direkt auf den Geräten ausgeführt. Komplexere Aufgaben würden in spezielle Apple-Rechenzentren ausgelagert, um den Datenschutz zu gewährleisten.

Der grosse Wurf sei dies nicht, monierte Analyst Dipanjan Chatterjee von der Marktforschungsfirma Forrester. ‹Apple Intelligence› erleichtere zwar das Leben der Nutzer. Damit ziehe der Konzern aber bestenfalls mit KI-Konkurrenten wie Microsoft oder Google gleich.

Apple gehört bei der Einführung neuer Technologien üblicherweise zu den Nachzüglern. Das Unternehmen ist eher darauf bedacht, den mehr als einer Milliarde Kunden, die oftmals keine Technik-Freaks sind, greifbaren Mehrwert und leichte Bedienung zu bieten. Apple-Manager Federighi bezeichnete «Apple Intelligence» als «KI für den Rest von uns».

Mehr Selbständigkeit für «Siri»

Auch Apples Sprachsteuerung «Siri» werde mit KI-Funktionen aufgerüstet, erläuterte Kelsey Peterson, Apple-Expertin für diese Technologie. Damit werde die Kommunikation mit der digitalen Assistentin natürlicher und die Ergebnisse für die Nutzer relevanter. «Siri» könne dabei auch einzelne Programme kontrollieren und eigenständig Aufgaben erledigen. So könne die KI mit wenigen Anweisungen ein bestimmtes Foto auf dem Handy finden und aufpeppen, um es anschliessend zu versenden.

Für einige Aufgaben soll «Siri» dabei weiteren Angaben zufolge auf Chat GPT des Microsoft-Partners Open AI zurückgreifen. In diesen Fällen werde Apples digitale Assistentin allerdings die Nutzer explizit um Erlaubnis bitten. Apple betonte, dass die an Chat GPT gesendeten Anfragen nicht aufgezeichnet würden.

Rückenwind für Geräteabsatz

Von Apples KI-Offensive verspricht sich Dan Eye, Chef-Anleger des Vermögensberaters Fort Pitt, frischen Rückenwind für den zuletzt schwächelnden iPhone-Absatz. Der Konzern werde voraussichtlich die KI-Funktionen auf älteren Modellen einschränken, um Kunden zum Kauf neuer Geräte zu bewegen. Apple-Manager Federighi zufolge wird «Apple Intelligence» auf dem iPhone 15 Pro sowie auf iPads und Mac-Rechnern mit mindestens dem «M1»-Zentralprozessor verfügbar sein.

Die Anleger überzeugte Apple mit dieser Produktpräsentation nicht. Die Aktie baute ihre Verluste im Verlauf der Veranstaltung aus und schloss zwei Prozent im Minus. «In diesem frühen Stadium des KI-Rennens sieht es so aus, als ob Google und mehr noch Microsoft in einer besseren Position sind», sagte Analyst Paolo Pescatore vom Research-Haus PP Foresight. Die beiden Konzerne hätten bei der Entwicklung und Markteinführung dieser Technologie die Nase vorn. Ausserdem profitierten sie von ihren grossen Cloud-Kapazitäten, die für die rechenintensiven KI-Anwendungen notwendig seien.

Dank KI ist Microsoft in den vergangenen Monaten beim Börsenwert am iPhone-Anbieter vorbeigezogen. Zeitweise musste sich Apple sogar hinter Nvidia, dem Weltmarktführer für KI-Spezialprozessoren, mit Platz drei der grössten US-Börsenwerte begnügen.

(reuters/spi)

2024-06-11T10:09:31Z dg43tfdfdgfd