TECH-FRAUEN AUF DER MäUSEJAGD

Logitech hat sich von den Rückschlägen erholt; Dottikon pusht die Produktionskapazitäten; Montana Aerospace macht endlich Gewinne.

Schwein darf auch der Börsenbeobachter haben: Im September 2022 habe ich Logitech zum Kauf empfohlen. Kurz darauf beendeten die Valoren ihre gut einjährige Talfahrt, seither hat sich ihr Wert glatt verdoppelt. Den Kurs angeschoben hat die Trendwende. «Zurück auf dem Wachstumspfad», urteilten denn auch zahlreiche Medien über das im März abgeschlossene Geschäftsjahr. Das trifft zwar für das Schlussquartal zu, doch im Gesamtjahr schrumpften die Verkäufe um 5,3  Prozent. Dagegen hat sich die Ertragslage stark verbessert.

Hanneke Faber (55), die den Technologiekonzern seit letztem Dezember leitet, ist damit ein guter Start gelungen. Doch auch die Position von Verwaltungsratspräsidentin Wendy Becker hat sich gefestigt; die 58-Jährige stand lange unter Druck des Firmengründers Daniel Borel (74). Das weibliche Führungstrio komplettiert Meeta Sunderwala (53), Finanzchefin ad interim. Das Dreimädelhaus will den Verkauf von Computermäusen und anderem PC-Zubehör ankurbeln.

Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ.

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«Wir freuen uns auf die bevorstehende Reise», meinte Faber. Allerdings bleibt der «Wachstumspfad» steinig. Für 2024/25 wird ein Umsatzplus von lediglich null bis zwei Prozent in Aussicht gestellt. Auch beim Betriebsgewinn dürfte kein grosser Fortschritt zu verzeichnen sein. Mittelfristig sind die Wachstumserwartungen ebenfalls eher mager. Und mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 24 für dieses und 23 für das nächste Geschäftsjahr wird die Luft für weitere Gewinne dünner. Die Analysten sind sich uneins über die Kurschancen: «Sell», heisst es von der UBS, Vontobel rät zum Kauf. Wer schon Aktionär ist, sollte die Titel halten.

Dottikon first

Vor vier Jahren setzten Dottikon ES zu einem gewaltigen Höhenflug an; innert 20 Monaten hat sich der Aktienkurs beinahe versechsfacht. Doch nach einem Einbruch kommen die Papiere nicht mehr vom Fleck. Kein Wunder, der Geschäftsgang ist flau. Vergangenes Jahr hat zwar der Umsatz minim zugenommen, doch Ebit und Gewinn gingen zurück. Der Pharmazulieferer, der Zwischenprodukte und Wirkstoffe herstellt, befindet sich in einer Übergangsphase. Im Eiltempo werden Produktionskapazitäten ausgebaut, und dem ordnet Firmenchef und Mehrheitsaktionär Markus Blocher (53) alles unter. In die Kapazitätserweiterung fliessen 700 Millionen Franken, also mehr als das Doppelte des vorjährigen Umsatzes.

Blochers Bemerkung, in den nächsten zwei bis drei Jahren sei die Profitabilität zweitrangig, ist nicht gerade das, was Anleger hören wollen. Doch seine Erwartungen, wonach die Nachfrage nach chemischen Entwicklungs- und Produktionskapazitäten stark zunehmen wird, teilen auch Branchenexperten. Und so ist ab dem Geschäftsjahr 2026/27 wieder dynamisches Umsatz- wie auch Ertragswachstum angesagt.

Die Bewertung der Aktien bewegt sich in luftiger Höhe: Das KGV stellt sich für dieses Jahr auf 43 und für 2025/26 auf 36. Damit sind die dividendenlosen Papiere teuer. Andererseits bleiben die mittelfristigen Aussichten exzellent, was sich in ein bis zwei Jahren in höheren Notierungen niederschlagen wird. Ein Einstieg eilt also nicht.

Aufgefangen

2023 war kein Glanzjahr für Huber+Suhner. Die vor allem im Segment Kommunikation immer noch hohen Lagerbestände der Kunden, die schwache Wirtschaft sowie der Preisdruck liessen den Umsatz um elf Prozent abschmelzen. Ebit und Reingewinn gingen sogar um gegen ein Viertel zurück. Für 2024 zeigt sich der Produzent moderner Komponenten und Systemlösungen für die Verbindungstechnik wieder zuversichtlich. Die Situation bei den Lagerbeständen normalisiere sich, der Auftragseingang ziehe an.

Beim Umsatz wird ein organisches Wachstum in Aussicht gestellt, die Betriebsgewinnmarge soll sich im Zielband von neun bis zwölf Prozent bewegen. Das sind doch recht unverbindliche Prognosen. Eine deutlichere Erholung erwarte ich erst 2025. Damit sind die Aktien, die mit einem KGV von 21 für dieses und 17 für das kommende Jahr bewertet sind, primär für mittelfristig disponierende Anleger interessant.

Tritt gefasst

Eigentlich boomt das Geschäft von Montana Aerospace. Innert drei Jahren hat der Bauteile-Spezialist für die Flugzeugindustrie seine Verkäufe mehr als verdoppelt, das Ebitda schoss um 250 Prozent in die Höhe. Eigentlich? Unter dem Strich ist noch nie ein Gewinn angefallen. Als Gründe wurden Abschreiber, höhere Rohstoffpreise und anderes mehr ins Feld geführt. Bis vergangenen Herbst stürzten die Aktien um drei Viertel ab.

Tempi passati. Im ersten Quartal 2024 resultierten 12 Prozent mehr Umsatz und ein um 62 Prozent höheres bereinigtes Ebitda. Noch wichtiger: Erstmals wurde ein Gewinn erzielt. Mit Top-Resultaten überzeugt hat Aerostructures, die wichtigste Division. Der Fokus richtet sich denn auch zunehmend auf den attraktiven Flugzeugbau. Deshalb wurde jüngst die Tochter Alu Menziken, ein Produzent von Leichtbaukomponenten aus Aluminium, nach China verkauft.

Die Aussichten jedenfalls hellen sich zunehmend auf. Das hat auch der Aktienmarkt realisiert; die Valoren haben sich in den letzten Monaten im Wert verdoppelt. Ein KGV von 16 für das kommende Jahr spricht für weiteres Kurspotenzial. Allerdings erfordern die Valoren etwas Risikobereitschaft.

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