MEDIEN BEI ARMEEANLASS AN SCHULE UNERWüNSCHT: PANZER AUF DEM PAUSENPLATZ AN ZUGER PRIMARSCHULE

Einen Geschützturm bedienen und mit Gewehren hantieren: Kindern im Zuger Primarschulhaus Kirchmatt sollte die Armee nähergebracht werden – keine einfache Aufgabe. Medien sollten denn eigentlich auch wegbleiben.

Es war ein ungewohnter Anblick. Am Mittwochmorgen sind auf dem Pausenplatz der Primarschule Kirchmatt in Zug gleich mehrere Militärfahrzeuge aufgefahren – darunter ein Radschützenpanzer Piranha, ein Duro GMTF sowie ein Sanitätsfahrzeug. Sie alle waren Teil eines kontroversen Anlasses: Den Schulkindern im Alter von 7 bis 12 Jahren sollte die Schweizer Armee näher gebracht werden.

Die Kinder hätten die Fahrzeuge begutachtet, den Geschützturm bedient und mit Gewehren hantiert. Ein Mädchen habe auf andere gezielt, die kreischend davon gerannt seien. Es sei zurechtgewiesen worden: Man ziele nur auf Dinge, die man auch treffen will.

Konsequenzen bei Berichterstattung

Wie umstritten die Aktion ist, darauf deutet sich in der Reaktion der Verantwortlichen hin. Organisator Daniel Gruber machte gegenüber dem «Boten der Urschweiz» deutlich, dass Medien bei dem Anlass unerwünscht seien. Bei einer Berichterstattung habe er gar mit rechtlichen Konsequenzen gedroht.

Öffentliches Interesse sei nicht gegeben, da es sich um einen privaten und klasseninternen Anlass handle. Gruber soll sogar mit Wegweisung durch Armeeangehörige gedroht haben – notabene von einem öffentlichen Schulareal.

Zurückhaltend zeigt sich auch die Schweizer Armee. Nähere Hintergründe zum Anlass sind nicht zu erfahren. Gegenüber «20 Minuten» heisst es lediglich, dass ein Kommandant die Fahrzeuge zur Verfügung gestellt habe.

«Wenn du hier drückst, sind fünfzig Leute tot»

Schulleiter Dominik Lehner verteidigt gegenüber der Zeitung die Aktion als Teil des Themenfeldes «Berufe», das den Schülerinnen und Schülern verschiedene Arbeitsbereiche nahebringen soll. «Damit das Lernen möglichst authentisch ist, kommen verschiedene Elternteile in die Klassen und stellen ihren Beruf vor», wird er zitiert. «Solche Aktionen machen unsere Schule lebendig.»

Wie schwierig die kindergerechte Aufklärung ist, habe sich beim Beispiel einer sogenannten Claymore Mine gezeigt. Einer der Armeeangehörigen habe einen anderen gefragt: «Wie erklärt man das den Kids? Wenn du hier drückst, sind fünfzig Leute tot?»

Dazu meint Schulleiter Lehner, dass man in der Schweiz bewaffnete Soldaten sehe, die beispielsweise mit dem ÖV vom Dienst nach Hause reisten. «Das kann bei Kindern immer wieder Irritationen auslösen», sagt er.

Unterstützt wird die Veranstaltung von Regierungsrätin Laura Dittli (33). Es sei wichtig, das Bewusstsein für das Militär in der Bevölkerung zu stärken, so die Zuger Sicherheitsdirektorin. Das sei gerade angesichts rückläufiger Zahlen bei den Rekrutierungen wichtig: «In rund zehn Jahren dürfen viele dieser Kinder in die Rekrutenschule.» (dab)

2024-03-29T10:11:48Z dg43tfdfdgfd