WIE «BIG OIL» JAHRZEHNTELANG BEWUSST GETäUSCHT HAT – UND ES NOCH IMMER TUT

Öl- und Gaskonzerne sollen jahrzehntelang Zweifel über die Gefahren fossiler Brennstoffe gesät haben, wie Experten und demokratische Abgeordnete am Mittwoch im US-Kapitol aussagten.

Am Dienstag wurde ein Report veröffentlicht, der demonstriere, wie die Ölkonzerne von einer Strategie der Leugnung des Klimawandels zu «Täuschung, Desinformation und Doppelzüngigkeit» übergegangen seien. Dies berichtet der britische «Guardian».

Der Report stützt sich auf hunderte Dokumente, die zeigen, wie Ölkonzerne daran arbeiteten, ihr Image zu beschönigen, während sie hinter den Kulissen die Klimapolitik bekämpften.

«Big Oil musste von der Leugnung zur Doppelzüngigkeit übergehen.»

- Sheldon Whitehouse, Demokrat aus Rhode Island -

Der demokratische Abgeordnete Jamie Raskin sagte dazu, es komme immer wieder vor, dass «Unternehmensvertreter hinter verschlossenen Türen die erschreckende Realität ihres Geschäftsmodells zugeben», aber dann in der Öffentlichkeit etwas ganz anderes, «Falsches und Beschwichtigendes» sagen.

Unternehmensvertreter geben hinter verschlossenen Türen die erschreckende Realität ihres Geschäftsmodells zu, sagen aber der Öffentlichkeit etwas ganz anderes, Falsches und Beschwichtigendes."

«Immer und immer wieder kommt es vor, dass die grössten Öl- und Gaskonzerne öffentlichkeitswirksam das eine sagen, aber dann etwas ganz anderes tun, um ihre Gewinne zu schützen.»

- Jamie Raskin -

Der Report stützt sich auf jahrelange investigative Recherche und wissenschaftliche Untersuchungen. Sie zeigen, dass sich die Branche jahrzehntelang der Gefahren der Klimakrise bewusst war, dies aber vor der Öffentlichkeit verbarg. Mehrere Senatoren forderten nun, dass die Industrie für die Verursachung der Krise Schadenersatz zahlen müsse.

«Meiner Meinung nach sollte nicht der Staat oder die Bundesregierung für die Kosten aufkommen müssen», sagte der demokratische Senator von Vermont, Bernie Sanders. Und weiter: «Ich denke, es ist an der Zeit, die Leute, die dieses Problem verursacht haben, die über diese Situation gelogen haben, zu bitten, die Rechnung zu übernehmen.»

Doch die Republikaner im Haushaltsausschuss wehrten sich gegen den eigentlichen Grund der Anhörung. So sagte Chuck Grassley, Senator aus Iowa und oberster Republikaner im Ausschuss, es sei «unbestreitbar, dass ... fossile Brennstoffe für unsere Energiesicherheit entscheidend sind».

Derweil ging der Senator von Wisconsin, Ron Johnson, noch weiter und behauptete, CO₂ sei eine «Pflanzennahrung» und habe somit auch positive Aspekte. Diese Behauptung wird seit langem von Lobbyisten und Thinktanks vertreten, die von der fossilen Brennstoffindustrie finanziert werden und darauf abzielen, Zweifel am Klimawandel zu säen. «Ich bin kein Leugner des Klimawandels, ich bin nur kein Klimawandel-Alarmist», fügte Johnson hinzu.

Gemäss Kert Davies, dem Direktor für Sonderuntersuchungen am Center for Climate Integrity, der sich seit langem mit Klimaleugnung befasst, ist diese Rhetorik beispielhaft für Leugnungstaktiken der «alten Schule»: «Die Sache mit der Pflanzennahrung war in den 1990er Jahren ein beliebtes Gesprächsthema», sagte Kert Davies in einem Interview. Diese Rhetorik sei «alles, was sie haben, denn sie haben keine andere Möglichkeit, die Erkenntnisse über die Täuschungskampagnen zu widerlegen.»

(rbu)

Mehr zum Thema:

Krisenprofiteur «Big Oil» – Warum Exxon, Shell und Co. im Geld schwimmen

2024-05-02T16:36:42Z dg43tfdfdgfd