WAS DU üBER DEN TRUMP-AKTIEN-HYPE WISSEN MUSST

Die Aktien der Trump Media & Technology Group sind ein Meme-Stock. Ist das ein Euphemismus für Betrug?

Ende 2021 erlebten die Aktien von GameStop, einem Verkäufer von Computer-Spielen, einen Höhenflug. Er war rational nicht zu erklären. Das Geschäft dieses Unternehmens ist dem Untergang geweiht. So wie Streaming das Ende von Blockbuster, einem DVD-Verleiher einläutete, wandert das Business von GameStop ebenfalls online.

Hedgefonds begannen daher, die Aktie zu shorten, will heissen, sie setzten darauf, dass sie an Wert verlieren würde. Der Höhenflug der GameStock-Aktien hatte daher ganz andere Ursachen: Viele kleine Day-Trader waren wütend darüber, dass ein von ihnen geliebtes Unternehmen in den Untergang getrieben wurde. In Gruppenchats auf der Plattform Reddit sprachen sie sich ab und beschlossen, den verhassten Managern der mächtigen Hedgefonds eine Lektion zu erteilen.

Wider jede Vernunft begannen sie, die Papiere aufzukaufen und so den Preis in die Höhe zu treiben. Mit Erfolg: Zumindest ein Hedgefonds erlitt tatsächlich Verluste in Milliardenhöhe.

Der Triumph der GameStop-Rebellen war jedoch von kurzer Dauer. Langfristig liess sich die wirtschaftliche Logik nicht aufhalten. GameStop ist ein Unternehmen im Niedergang, seine Aktien heute im Dauertief. Einziger Trost: Es ist dem Unternehmen gelungen, einen neuen Namen für eine Aktiensorte zu kreieren: Meme-Stock. So bezeichnet man heute Wertpapiere, die bloss symbolischen Wert haben.

Vieles spricht dafür, dass auch die Aktien der Trump Media & Technology Group ein solcher Meme-Stock sind. Sie werden seit Anfang dieser Woche unter dem Kürzel DJT an der Techbörse Nasdaq gehandelt und sind beim Börsengang in die Höhe geschossen. Der Kurs stieg innert Stunden von rund 50 auf rund 80 Dollar, bevor er sich bei 58 Dollar einpendelte. Donald Trump besitzt 58 Prozent dieser Aktien. Auf dem Papier sind sie derzeit 4,6 Milliarden Dollar wert.

Aber vorläufig eben bloss auf dem Papier. Wie bei Meme-Stock üblich, handelt es sich dabei um einen symbolischen Wert. Das reale Unternehmen dahinter, die Plattform Truth Social, ist finanziell gesehen ein Flop. In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres hat es gerade mal 3,4 Millionen Dollar Umsatz erzielt und dabei einen Verlust von 49 Millionen Dollar eingefahren.

Truth Social ist ein Flop

Seit der Lancierung haben bloss zehn Millionen Menschen die App von Truth Social heruntergeladen. Zum Vergleich: Die Konkurrenz Threads, eine Schwester von Facebook, hatte im Zeitraum von ihrer Lancierung im Juli bis zum November vergangenen Jahres 171 Millionen Downloads.

Auf Truth Social hat Trump 6,5 Millionen Follower, auf Twitter hatte er einst 87 Millionen. Auf X würde er wohl auf eine ähnlich hohe Zahl kommen, er aktiviert sein Konto jedoch nicht, um Truth Social nicht noch mehr ins Elend zu treiben. Zudem ist der Ex-Präsident auf seiner Plattform so ziemlich der Einzige, der überhaupt Follower hat.

Ein Grund für den Höhenflug der DJT-Aktien sind wie einst bei GameStop die Day-Trader. Sie spekulieren entweder auf einen kurzfristigen Gewinn, oder sie sind überzeugte Trump-Fans, die ihr Idol wortwörtlich um jeden Preis unterstützen wollen. Dazu kommt, dass die amerikanische Notenbank eine Senkung der Leitzinsen in Aussicht gestellt hat. Billiges Geld und grosszügige Corona-Zuschüsse der Regierung haben seinerzeit auch den Kurs der GameStop-Aktien befeuert.

Aber auch ausgebuffte Profis mischen mit. Das beginnt schon beim Börsengang. Das Medienunternehmen von Trump ist das Kind eines SPACs. Die Abkürzung steht für Special Purpose Aquisition Company. Dahinter steckt ein Trick, wie man sein Unternehmen ohne ein aufwendiges und teures IPO an die Börse bringen kann. Man erwirbt einen leeren Mantel und füllt ihn mit neuem Inhalt.

Zwielichtige Geschäft mit Milliardär

SPACs waren sehr gefragt, bis die Fed mit ihren Leitzinserhöhungen begann. Seither ist der Hype verklungen. Mit der Hilfe eines Milliardärs namens Jeff Yass ist es Trump offenbar gelungen, ihn wiederzubeleben.

Yass besitzt eine auf Optionen spezialisierte Handelsfirma und war ein grosser Investor bei Digital World Acquisition Corporation, dem Unternehmen, mit dem die Trump-Medien verschmolzen wurde. Möglicherweise wäscht bei diesem zwielichtigen Geschäft eine Hand die andere. Yass ist auch ein bedeutender Investor bei ByteDance, der chinesischen Mutter von TikTok. In seiner Amtszeit hat sich Trump dafür ausgesprochen, diese Plattform entweder an amerikanische Eigner zu überführen oder zu verbieten. Jetzt will er davon nichts mehr wissen und rät den Politikern der Grand Old Party, die Finger von TikTok zu lassen.

Wie erwähnt, vorläufig sind die Milliarden, welche der DJT-Börsengang in die Trump-Kassen gespült hat, noch Monopoly-Geld. Ob der Ex-Präsident sie auch in eine reale Währung ummünzen kann, muss sich weisen. Es dürfte ihm zwar gelingen, eine Sperrfrist von sechs Monaten aufzuheben, da der Verwaltungsrat mit ihm hörigen Mitgliedern besetzt ist. Wie sich der Kurs der Aktien jedoch entwickeln wird, wenn Trump im grossen Stil verkauft, wird sich weisen müssen.

Doch der Ex-Präsident braucht Geld, und zwar dringend. Seine Kaution für eine Busse im Zivilprozess wegen Manipulation der Geschäftsbücher ist zwar von 464 auf 175 Millionen Dollar reduziert worden, doch auch das ist noch viel Geld, zumal es in Cash hinterlegt werden muss. Gleichzeitig muss Trump astronomische Anwaltskosten begleichen, derzeit sind es rund 200’000 Dollar – pro Tag.

Deshalb unternimmt Trump alles, aber wirklich alles, um an Geld zu kommen. Er hat dafür gesorgt, dass auch die Partei ihm hilft, seine Anwaltskosten zu begleichen. Seinen Namen lässt er auf Steaks und Wodka pflastern, um so zu Tantiemen zu kommen.

Neuerdings gibt es gar eine Trump-Bibel (kein Witz). Zusammen mit dem Country-Sänger Lee Greenwood will Trump eine spezielle Version der Heiligen Schrift unter die Leute bringen, zum happigen Preis von 60 Dollar. «Religion und das Christentum fehlen diesem Land am meisten», erklärt er dazu. «Wir müssen dafür sorgen, dass Amerika wieder betet.» (Make America pray again.)

Zu Zeiten des Wilden Westen wurden Geschäftsleute wie Donald Trump «Schlangenöl-Verkäufer» genannt, will heissen, Verkäufer, die es verstanden, den Leuten mit falschen Versprechen Ramsch zu übertriebenen Preisen anzudrehen. Trump ist nicht nur ein solcher «snake oil salesman», er ist der aktuell erfolgreichste. Dass immer noch viele Menschen auf seine Masche hereinfallen – okay, das ist ihr Privileg. Wer immer noch nicht begriffen hat, dass er dabei nur verlieren kann, dem ist nicht mehr zu helfen.

Bedenklich jedoch ist, dass der Höhenflug der DJT-Aktien fatal an die Zeit vor dem grossen Börsencrash 1929 erinnert. Auch damals trieben Schlangenöl-Verkäufer ihr Unwesen. Die bekanntesten waren Charles Ponzi, der mithilfe von Briefmarken ein gigantisches Schneeball-System aufzog und die halbe Welt damit betrog. Oder der «Zündholz-König» Ivan Kreuger, dem das Gleiche mit unscheinbaren Streichhölzern gelang.

Meme Stocks, NFTs, und ja, auch Kryptos, sind Anzeichen dafür, dass die wirtschaftliche Vernunft zunehmend von irrationaler Gier und Spekulationslust verdrängt wird. Ob das noch lange gut gehen wird?

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