NEUER POKéMON-HYPE: SCHWEIZER SIND VERRüCKT NACH KULT-SAMMELKARTEN

Die Kinder der 90er-Jahre stecken viel Geld in Sammelkarten. Das sorgt nun für Verkaufsrekorde bei Pokémon & Co.

Pokémon und Yu-Gi-Oh gibt es seit über 25 Jahren. Wer denkt, dass das Interesse an den Sammelkartenspielen mittlerweile abgeflaut ist, liegt falsch: Beide feiern in der Schweiz gerade Verkaufsrekorde. Die Nachfrage sei immer noch riesig, sagen die Shops Digitec Galaxus, Zadoys und Amazing Toys.

Karten- und Würfelspiele boomen

Die Galaxus-Kundschaft kaufte im ersten Quartal 55 Prozent mehr Karten als im Vorjahresquartal, bei den Würfelspielen betrug das Plus 82 Prozent.

Pokémon und Yu-Gi-Oh sind am beliebtesten

Bei den Sammelkarten ist vor allem die Pokémon-Reihe beliebt, gefolgt von Yu-Gi-Oh. «Ausserdem verkaufen wir sehr viele Kartenhüllen», sagt Lara Diener, die bei Galaxus für dieses Sortiment verantwortlich ist.

Während die Verkaufszahlen von Gesellschaftsspielen und Puzzles stagnieren, kaufte die Kundschaft letztes Jahr 46-mal so viele Sammelspielkarten wie 2019. Bei den Würfeln habe es 2023 angezogen.

Die Galaxus-Kundschaft kauft im Spielesegment zwar nach wie vor am meisten Gesellschaftsspiele. Seit 2019 sind die Sammelspielkarten aber von Rang sechs auf drei gestiegen, die Würfel liegen nun auf Rang sieben.

«Die Kinder der 90er sind heute erwachsen»

Früher habe sich der Hype auf Pokémon, Magic und Yu-Gi-Oh beschränkt, sagt Steven Soland, Co-Gründer des Pokémonstores Zadoys.ch. Nun stelle er einen allgemeinen Sammelkarten-Hype fest. «Die Kinder der 90er sind heute erwachsen und haben jetzt die finanziellen Mittel, sich die Karten zu leisten.»

Diese Menschen kaufen Pokémon-Karten

Die Kundschaft bei Zadoys sei vielfältig, sagt Soland. Es gebe Kinder, die mit ihren Eltern kämen, und Grosseltern, die Karten mit ihren Enkelkindern sammelten. «Die Mehrheit, die selbst sammelt, ist zwischen 20 und 35 Jahre alt.» Auch die meisten Spielerinnen und Spieler an den nationalen und internationalen Turnieren seien in diesem Alter. Galaxus sagt, die Sammelkarten-Käuferschaft sei jünger als die Durchschnitts-Kundschaft: Rund ein Viertel ist 20 bis 29 Jahre jung, 45 Prozent sind 30- bis 39-jährig. Insgesamt sind 70 Prozent der Käuferschaft männlich.

Zurück zum alten Hobby, einfach mit mehr Geld

«Pokémon ist ein Phänomen, das es so noch nie gab», sagt Soland. Während seine Grosseltern mit Murmeln spielten und seine Eltern erste Actionfiguren hatten, seien die Pokémon-Karten nie vom Pausenhof verschwunden. Die Kinder, die seit dem Jahr 2000 in die Schule  gingen, seien mit Pokémon-Karten in Verbindung gekommen. Viele von ihnen seien nun zu ihrem Hobby zurückgekommen – «mit mehr finanziellen Mitteln und demselben oder sogar mehr Enthusiasmus wie früher».

Serien, Games und Animes befeuern den Markt

Welche Rolle spielen Serien wie «Stranger Things» und Games wie «Baldur's Gate 3»? «Sie haben einen riesigen Einfluss, auch schon bei Pokémon und Yu-Gi-Oh», sagt Soland. Der Vorstoss der japanischen Popkultur und Animes spiele eine wichtige Rolle. «Auch Dragon Ball und One Piece haben mehrere Generationen über Jahre geprägt.» Aktuell gebe es einen Hype um die Netflix-Realverfilmung zu One Piece und das neue Kartenspiel. Aber es gehe nicht nur ums Kartensammeln: Die Szene treffe sich regelmässig, so komme es zu neuen Freundschaften mit Gleichgesinnten und man habe gemeinsam eine gute Zeit.

Kartenspielen statt «Schickimicki-Ausgang»

«Nach Corona geht man wieder raus und spielt gemeinsam an einem Tisch», sagt Andy Limmen, Geschäftsführer des Sammelkarten-Shops Twomoons.ch. Er baut mit seinen Geschäftspartnern gerade eine Bar für Trading Card Games und Brettspiele in Stettbach zwischen Zürich und Winterthur und wartet noch auf die Bewilligung der Stadt Dübendorf. Viele Menschen in der Schweiz hätten keine Lust mehr auf den «Schickimicki-Ausgang» in Zürich und kämen stattdessen lieber zusammen, um im gemütlichen Rahmen Brett- und Kartenspiele zu zocken, so Limmen.

Die Szene sei in der Schweiz sehr aktiv, diverse Leute hätten in den letzten fünf Jahren Vereine gegründet und organisierten Events und Turniere. Ein Beispiel dafür ist der Kartenspielverein Zürich, der jeden Mittwoch rund 50 Menschen zusammenbringt, die Magic und Yu-Gi-Oh spielen.

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