DOPPELKASSE: ALDI-MITARBEITER MüSSEN NEU ZWEI KUNDEN AUFS MAL ABFERTIGEN

Aldi Süd hat Kassen mit zwei Karten-Terminals eingeführt. Das sorgt für Frust und Stress bei den Mitarbeitenden.

Aldi Süd hat in einigen Filialen Doppelkassen eingeführt: Mit diesen könne der Kassierer oder die Kassiererin zwei Menschen gleichzeitig bedienen, wovon die Kundschaft profitieren soll. Nicht toll finden es die Angestellten: Sie klagen nun laut «Spiegel» über Stress und Rückenschmerzen.

Das ist eine Doppelkasse

Eine Doppelkasse ist eine Kasse mit zwei Warenschächten und zwei Karten-Terminals. Sie soll Vorteile für alle bringen: Eine Person könne ihren Einkauf bezahlen, während die Kassiererin oder der Kassierer bereits den nächsten Einkauf scannen könne. Früher waren im Schweizer Detailhandel ähnliche Kassen im Einsatz, die allerdings nur ein Karten-Terminal hatten.

Darum setzt Aldi Süd auf Doppelkassen

Doppelkassen sind laut Aldi Süd effizienter: Die Kundin oder der Kunde muss beim Einpacken und Bezahlen der Ware weniger hetzen und die Kassiererin oder der Kassierer verliert weniger Zeit beim Bezahlvorgang. Der Detailhandelsexperte Hans-Peter Kruse, der sechs Jahre bei Aldi in Deutschland und Frankreich gearbeitet hat, nennt auf Anfrage von 20 Minuten noch einen Grund: Aldi wolle so seine Personalkosten senken.

Diese Probleme verursachen die Doppelkassen

Sind die Waren gescannt, muss die Person an der Kasse der Kundschaft laut «Spiegel» den Rücken zukehren und kann so nicht richtig prüfen, ob diese auch bezahlt. Ein Display mit Kamera soll dabei helfen. Gebe es Probleme oder bezahle jemand nicht, erklinge zwar ein Warnton, der komme aber zu spät, oft habe die Kundschaft den Laden schon verlassen.

Darum nerven sich die Mitarbeitenden

Nun gebe es mehrmals pro Schicht Probleme bei der Bezahlung, sagt eine Kassiererin, die den Säumigen dann bis zum Parkplatz nachrennt. Zwei Personen bedienen zu müssen, sorge für mehr Druck und Fehler bei weniger Kundenkontakt. «Am Ende des Tages denkt man, man hat viel gegeben und trotzdem hat man nicht bestanden – das ist sehr belastend», sagt die Kassiererin. Mitarbeitende klagen nun über Probleme mit Schultern und Nacken, über Rückenschmerzen und Müdigkeit am Abend.

Das sagen Aldi Süd und Aldi Suisse

Aldi Süd wollte sich zu den Problemen der Mitarbeitenden gegenüber «Spiegel» nicht äussern und lobte stattdessen sein Arbeitsumfeld, das von «Verlässlichkeit, Wertschätzung und Respekt» geprägt sei. Aldi Suisse sagt auf Anfrage von 20 Minuten, doppelte Kassennachläufe seien in der Schweiz üblich, die Kundschaft schätze diese sehr.

Bald auch in der Schweiz?

Die Einführung der Doppelkassen von Aldi Süd sei hierzulande aktuell nicht geplant, sagt Aldi Suisse weiter. Detailhandelsexperte Kruse sieht das anders: «Funktioniert es bei Aldi Süd, ist die Chance hoch, dass die Kassen auch in die Schweiz kommen.» Das könne zwar dauern, sei langfristig aber wohl unausweichlich, so Kruse, der Geschäftsführer der Gewerbeconsulting Kruse & Partner GmbH ist.

Tests bei Aldi waren offenbar erfolgreich

Aldi habe das Konzept sicher ausführlich getestet, und diese Tests seien wohl erfolgreich gewesen, sonst hätte Aldi Süd die Doppelkassen nicht eingeführt. Auch der Betriebsrat, die Arbeitnehmervertretung in den Betrieben, wird in Deutschland immer mit einbezogen. Das garantiere aber nicht, dass die Doppelkassen in den Läden und im Arbeitsalltag auch funktionierten. Kruse ist skeptisch: «Die Kassiererinnen und Kassierer sind schon jetzt unter hohem Druck, mit diesen Kassen wird er noch höher.»

Self-Check-out-Kassen als Alternative

Um die Personalkosten zu senken, gibt es laut Kruse einen besseren Weg: Aldi könnte den Ansatz von Migros und Coop forcieren und stärker auf Self-Check-out-Kassen setzen. Genau das mache man, sagt Aldi Suisse: «Derzeit testen wir Self-Check-out-Kassen in 18 Filialen.» Nach dem Test evaluiere man die Ergebnisse und entscheide, in welchem Rahmen Aldi Suisse weitere Filialen mit automatischen Kassensystemen ausstatte.

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