DEUTSCHE BAHN VERGIBT GUTSCHEINE DIREKT IN APP MIT SCHWEIZER ERFINDUNG

Ist die Deutsche Bahn verspätet, gibts neu ungefragt digitale Gutscheine. Die SBB winkt ab.

Die Deutsche Bahn (DB) ist bekannt für ihre notorische Unpünktlichkeit. Jeder zweite Fernzug ist verspätet. Passagiere müssen auch noch lange geduldig sein. Die Bahn strebt bis 2028 eine Pünktlichkeitsquote von 80 Prozent an.

Immerhin gibt es jetzt neben dem Recht auf Entschädigung ab einer Stunde Verspätung auch digitale Gutscheine, beispielsweise für einen Gratis-Kaffee. «Bei kleineren Verspätungen gibt es zwei Brezel zum ermässigten Preis von zwei Euro», sagt Roman Oberli, CEO von Axon Vibe.

Der Clou dabei: Die Passagierinnen und Passagiere erhalten die Gutscheine ungefragt und direkt in einer App der Deutschen Bahn (siehe Bild oben). Um das zu realisieren, setzt das Unternehmen auf eine Technologie, die die Luzerner Firma Axon Vibe entwickelt hat.

App-Wirrwarr bei der Deutschen Bahn

Die DB nutzt die Funktion seit dem 2. Mai. Am selben Tag hat sie ihre Streckenagent-App eingestellt, die für den Nahverkehr gedacht war und Pendlerinnen und Pendler über Verspätungen informierte. Die wichtigsten Funktionen hat sie in die Software «DB Navigator» gezügelt und die Streckenagent-App gleichzeitig durch die neue App «DB Regio Guide» ersetzt. Diese zeigt vor allem Infotainment-Angebote an. Aber nicht nur: In der App gibt es neu auch die oben erwähnten digitalen Gutscheine für Bahnreisende, die sie etwa bei Verspätungen erhalten.

DB reagiert mit App auf Verspätungen

«Wir haben zwei Jahre lang gemeinsam mit der Deutschen Bahn an der Umsetzung gearbeitet», sagt Oberli von Axon Vibe im Gespräch mit der Redaktion. Am Ende sei es dann plötzlich schnell gegangen – wohl auch, weil sich die Züge der Deutschen Bahn oft verspäten. Auch der Brezelbäcker Ditsch, der zum Kiosk-Konzern Valora gehört, mache nun mit.

SBB winkt ab

Das Luzerner Unternehmen habe die Funktion ursprünglich auch mit der SBB getestet, die aber zu Beginn der Corona-Pandemie das Vorhaben gestoppt habe, so Oberli. Auf Anfrage der Redaktion sagt die SBB, dass ihr Zugpersonal die Gutscheine bei Verspätungen von über 60 Minuten persönlich verteile. Dieses System habe sich in der Praxis bewährt, darum sei aktuell keine Änderung vorgesehen.

Schweizer Technologie auch in London und den USA

Axon Vibe stellte sein Know-how auch schon der Verkehrsbehörde im US-Staat New York zur Verfügung, ebenfalls für eine App für die Reiseplanung im öffentlichen Verkehr. Ende 2023 gab die Luzerner Firma zudem eine Kooperation mit der «London Live Bus»-App bekannt, die mit über sechs Millionen Downloads die beliebteste ÖV-App in London ist.

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