PRO-PALäSTINA-DEMO AN DER ETH ZüRICH – POLIZEI TRäGT DEMONSTRANTEN AUS DEM GEBäUDE

Video: watson

An der ETH Zürich haben sich am Dienstagmorgen kurz vor Mittag mehrere Dutzend Menschen zu einem pro-palästinensischen Protest versammelt. Sie hatten eine Sitzblockade errichtet.

Die ETH hat daraufhin die Polizei aufgeboten und wohl Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs erstattet, wie per Megafon durchgegeben wurde.

watson war live vor Ort:

Was ist passiert?

Gemäss einem watson-Reporter vor Ort befanden sich ab 11.30 Uhr rund 100 Protestierende im ETH-Hauptgebäude. Die Demonstrierenden sassen am Boden und verlasen Statements. Sie gehörten zur Gruppe «Students For Palestine (Zürich)», wie sie auf Instagram bekannt gaben:

Eine wirkliche Blockade gab es allerdings zu keiner Zeit. Studierende konnten die Gruppe jederzeit ohne Probleme passieren.

Nach über einer Stunde des Treibens wurden die Demonstrierenden von der Polizei aufgefordert, die ETH innert 5 Minuten zu verlassen. Um 14.30 Uhr war die Aktion definitiv von der Polizei aufgelöst worden (mehr dazu unten).

Was forderten die Protestierenden?

Viele der Protestierenden waren mit Fahnen und Palästina-Schals ausgerüstet. Auf einem grossen Transparent stand: «No Tech for Genocide». Mutmasslich forderten die Protestierenden damit, dass die ETH keine israelischen Universitäten unterstützt.

Die Protestierenden skandierten unter anderem «Ceasefire now», «Stop genocide», «Free Palestine», «From the river to the sea, Palestine will be free». Die letzte Aussage ist sehr problematisch, da sie Israel faktisch ein Existenzrecht abspricht.

Des Weiteren wurden Slogans wie «Siamo tutti antifascisti» skandiert.

Zudem hatten die Protestierenden ein Paper verfasst, in dem ihre verschiedenen Forderungen festgehalten sind. Gemäss diesem Schreiben sei das Hauptziel des Protests, die ETH dazu zu bringen, eine klare Position gegen den «Genozid» in Palästina zu beziehen. Zudem wird die ETH aufgefordert, Transparenz darüber zu schaffen, wie sie mit israelischen Institutionen zusammenarbeitet, und anschliessend diese zu boykottieren.

Bekamen die Protestierenden auch Gegenwind?

Am Rande der Protestierenden hatte sich anfangs ein einzelner jüdischer Student platziert.

Er hielt den Demonstranten ein Bild eines Davidsterns hin. Gegenüber watson sagte er: «Es braucht zwei Sachen für einen Waffenstillstand. Die Hamas muss aufgeben und die Geiseln freilassen.»

Und er fügte an, dass von einem Genozid nicht die Rede sein könne:

«Wenn man nicht versteht, was ein Genozid ist, dann weiss ich auch nicht weiter.»

Mit der Zeit gesellten sich weitere jüdische Studierende zu ihm. Einer von ihnen setzte sich auf eine Israel-Flagge, die er vor den Demonstranten platziert hatte. Er forderte die Menschen auf, «antisemitische Parolen» (wie «From the river to the sea») nicht zu tolerieren:

Mehr zum Slogan «From the river to the sea»:

Warum die Parole «From the river to the sea» problematisch ist und «🍉» nicht

Griff die Polizei ein?

Die Stadtpolizei Zürich fuhr mit mehreren Wagen vor.

In einer Durchsage gab die Polizei kurz nach 13 Uhr bekannt, dass die ETH Strafanzeige erstattet habe wegen Hausfriedensbruchs. Die Polizei gab den Protestierenden daraufhin fünf Minuten, um das Gebäude zu verlassen.

Die Durchsage der Polizei:
Video: watson

Einzelne Protestierende sind der Aufforderung gefolgt, doch etwa 30 von ihnen blieben sitzen. Sie wurden im Anschluss von der Polizei aus der Gruppe getragen, was rund eine Stunde dauerte. Danach kehrte wieder Ruhe ein.

Mehrere Personen wurden weggewiesen, so die sda. Die Stadtpolizei Zürich kontrollierte und verzeigte 28 Personen, wie sie in einer Medienmitteilung schreibt. Ob darunter Personen waren, die Angehörige der ETH Zürich sind, sei nicht bekannt, hielt die Hochschule fest.

Die Gänge der ETH waren derweilen gefüllt mit Schaulustigen:

Was sagt die ETH?

Auf Anfrage erklärte die ETH, dass sie sich als Ort sehe, wo unterschiedliche Meinungen und Perspektiven offen geäussert werden dürfen und sollen. Allerdings würden unbewilligte Aktionen nicht toleriert. Und:

«Die Räume der ETH Zürich stehen nicht für politischen Aktivismus zur Verfügung.»

Gibt es noch mehr solche Proteste in der Schweiz?

Nicht nur an der ETH Zürich gibt es pro-palästinensische Proteste. Auch an der Universität Lausanne wird seit Tagen protestiert. Am Dienstag besetzten Protestierende zudem auch die Uni Genf.

(yam/rbu/cma/rst)

Video: watson

Mehr zu den Protesten:

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