TRUMPS REDE AM PARTEITAG: «WERDE DIESE KRIMINELLEN UND MöRDER NICHT IN UNSER LAND LASSEN»

Als Abschluss des viertägigen Parteitags der Republikaner in Milwaukee hielt Donald Trump seine offizielle Nominationsrede. Er sprach dabei emotional über das erlittene Attentat, teilte aber auch kräftig gegen Konkurrent Joe Biden aus. Die wichtigsten Punkte im Überblick.

Der Anfang

Vier Tage dauerte der Parteitag der Republikaner in Milwaukee, Wisconsin. Nach Auftritten von zahlreichen Parteigrössen, Prominenten, aber auch einfachen Leuten aus dem Volk, folgte mit der Rede von Donald Trump der krönende Abschluss.

Trump betritt die Bühne.

Um 04.29 Uhr Schweizer Zeit kündigte Unternehmer Dana White, der letzte von Trumps Vorrednern, den Auftritt des Präsidentschaftskandidaten der Republikaner an. Zur Hymne «God Bless The USA» von Country-Musiker Leo Greenwood betrat Trump mit viel Pathos die Bühne der Arena und liess sich von begeisterten Anhängern ein erstes Mal abfeiern.

«Heute Abend nehme ich mit Stolz und Hingabe Ihre Nominierung zum Präsidenten der Vereinigten Staaten an.»

Um 04.32 Uhr war es so weit, Trump ergriff das Wort und sprach eine Stunde und 33 Minuten. Es handelt sich um die längste Nominationsrede in der Geschichte der USA. Den bisherigen Rekord hielt ebenfalls Trump, 2016 sprach er eine Stunde und 15 Minuten.

Der Anfang seines ausführlichen Monologs war dann aber etwas anderrs, als man dies von Auftritten des ehemaligen US-Präsidenten kennt.

Das Attentat

Trump heizte der Menge zwar zunächst ein, indem er sagte: «In vier Monaten werden wir einen unglaublichen Sieg erleben.» Dann aber betonte der 78-Jährige, er wolle ein Präsident für das ganze, nicht das halbe Amerika sein. «Denn es gibt keinen Sieg, wenn man für halb Amerika gewinnt.»

Emotional wurde es in den darauffolgenden Minuten. Mit bedrückter Stimme, ernstem Blick und zahlreichen Kunstpausen erzählte Trump zum ersten Mal öffentlich, wie er das Attentat am vergangenen Wochenende in Pennsylvania erlebt hatte.

Trump sagte, er werde nur ein einziges Mal von den Schüssen auf ihn erzählen. «Ihr werdet es kein zweites Mal von mir hören, weil es tatsächlich zu schmerzhaft ist, es zu erzählen.» Einige der Unterstützer im Publikum hatten Tränen in den Augen.

Donald Trump gedenkt des getöteten Feuerwehrmannes Corey Comperatore.

«Meine Hand war blutverschmiert, einfach überall Blut. Ich wusste sofort, dass es sehr ernst war», führte der Präsidentschaftskandidat aus. Dass er exakt im Moment der Schussabgabe zur Seite geschaut habe, habe ihm das Leben gerettet. Trump betonte:

«Ich stehe hier vor euch, in dieser Arena, nur durch die Gnade des allmächtigen Gottes.»

«Ich sollte heute Abend nicht hier sein», sagte Trump zu seinen Anhängern.

Die Art und Weise, wie der 78-Jährige das Erlebte in Milwaukee wiedergab, lässt mehrere Interpretationsmöglichkeiten zu. Entweder steckt zu Kalkül dahinter und Trump hat verstanden, wie er sich das Attentat politisch zu Nutzen machen kann. Oder die Schüsse belasten den ehemaligen US-Präsidenten psychisch tatsächlich stärker als erwartet.

Für beide Optionen spricht, dass Trump eine Uniform des beim Attentat getöteten Feuerwehrmannes Corey Comperatore auf der Bühne platzieren liess und den ebenfalls aufgestellten Helm des Verstorbenen küsste.

Trump veranlasst einen Moment des Schweigens für den verstorbenen Feuerwehrmann und küsst danach dessen Helm.

Lange währte der Moment des Zurückblickens und Gedenkens aber nicht. Trump fuhr alsbald zur üblichen Form auf und teilte die folgenden über 60 Minuten kräftig aus.

Die verbalen Attacken

Davon, dass Trump vor einigen Tagen in einem Interview sagte, er wolle das Land einen, war während seiner Rede nur wenig zu spüren.

Zwar wählte der 78-Jährige wie zu Beginn auch im weiteren Verlauf seiner Rede vereinzelt versöhnliche Worte, etwa als er sagte: «Als Amerikaner sind wir durch ein einziges Schicksal und eine gemeinsame Bestimmung miteinander verbunden. Wir erheben uns gemeinsam, oder wir fallen auseinander.» So richtig nahm man dem Präsidenten diese Avancen an die politische Gegnerschaft jedoch nicht ab.

Vor allem aufgrund der Tatsache, dass Trump seinen Nachfolger und Amtsinhaber Joe Biden verbal regelrecht vernichtete. Ob Wirtschaft, Steuern, Arbeitsplätze oder Einwanderung, unter seiner Ägide sei alles von A bis Z besser gelaufen, als dies seit 2021 und Bidens Präsidentschaft der Fall sei. Trump sagte:

«Unter der gegenwärtigen Regierung sind wir eine Nation im Niedergang.»

Während Trump seinen Vorgänger Barack Obama einige Male – ausschliesslich negativ – wörtlich erwähnte, tat er dies bei Joe Biden in der ganzen Rede nur ein einziges Mal. Trump sagte:

«Wenn ihr die zehn schlechtesten Präsidenten in der Geschichte der Vereinigten Staaten nehmen und zusammenzählen würdet, hätten sie nicht den Schaden angerichtet, den Biden angerichtet hat.»

Unter Biden seien keine Probleme gelöst worden, der Planet befinde sich an der Schwelle zu einem Dritten Weltkrieg. Mit Trump als Präsident hätte Putin die Ukraine nicht angegriffen und auch die Attacke der Hamas auf Israel wäre nicht erfolgt.

«Unter Präsident Bush marschierte Russland in Georgien ein. Unter Präsident Obama eroberte Russland die Krim. Unter der derzeitigen Regierung ist Russland hinter der gesamten Ukraine her. Unter Präsident Trump hat Russland nichts erobert.»

Trump sagte, als Präsident werde er die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten beenden.

Die Einwanderung

Trump sprach etliche Minuten lang über das Thema Einwanderung. Dabei wiederholte er in quasi gleichem Wortlaut die Aussagen, die er auch bei Wahlkampfauftritten immer wieder tätigt. Er behauptete etwa, dass fast ausschliesslich Kriminelle über die Südgrenze ins Land kämen und Menschen aus «Irrenanstalten». Trump schleuderte Aussage um Aussage in die Arena, darunter:

«Wir sind zu einer Müllhalde für den Rest der Welt geworden – und der lacht uns aus. Die denken, dass wir dumm sind.»

Trump kündigte an, als Präsident – dass er dies wird, daran hegt der 78-Jährige keine Zweifel – massenweise illegal in die USA eingewanderte Personen auszuschaffen. Zudem werde er die Mauer an der Grenze «fertig bauen». Er rief in die euphorisierte Halle: «Ich werde diese Kriminellen und Mörder nicht in unser Land lassen.»

Er und viele gleichdenkende Republikaner seien schon daran interessiert, dass Menschen in die USA einwanderten, sagte Trump, «sie müssen jedoch legal einreisen».

Die Wirtschaft

Nebst der Einwanderung war die Wirtschaft das grosse Thema von Trumps Rede. Der Präsidentschaftskandidat der Republikaner handelte das angebliche Unvermögen der Regierung unter Joe Biden mit zahlreichen Begründungen und Zahlen ab.

Trump kündigte an, die Inflation verschwinden zu lassen, Jobs zu schaffen, die Einkommen der Amerikanerinnen und Amerikaner anzuheben und den Wohlstand zu fördern. Die Mittelklasse werde sich «so gut entwickeln wie nie zuvor».

Trump sprach vage mögliche Massnahmen an, etwa die starke Besteuerung von chinesischen E-Auto-Importen. Jeder einzelne Automobilarbeiter solle für ihn stimmen, er werde die Autoproduktion zurück in die USA bringen, und zwar schnell.

Joe Biden habe die Steuern erhöht, er werde sie sofort senken, so Trump weiter. Bidens Nachhaltigkeitsbestrebungen nannte Trump einen «sinnlosen grünen neuen Betrug».

Trump möchte mehr Öl fordern, damit die USA punkto Energie unabhängig wird. Er verwendete in seiner Rede dafür mehrfach den Ausdruck, «Drill, baby, drill» («Bohr, Baby, bohr») und begeisterte damit die Anhängerschaft im Publikum. Trump sagte:

«Wir haben mehr flüssiges Gold unter unseren Füssen als jedes andere Land – als Nation werden wir mit Öl und Gas ein Vermögen machen.»

Vizepräsident J. D. Vance

Seinen Vize-Kandidaten J.D. Vance hat Donald Trump bei der grossen Abschlussrede des Parteitages in Milwaukee nur mit wenigen Sätzen bedacht. Trump ging bei seiner etwa anderthalbstündigen Ansprache lediglich kurz auf den Senator ein, der ab sofort den Wahlkampf mit ihm bestreiten wird.

«Ich freue mich sehr, einen neuen Freund und Partner zu haben, der an meiner Seite kämpft», sagte Trump. «Er wird ein grossartiger Vizepräsident sein.» Der 39-Jährige werde ihn lange begleiten, «und es war eine Ehre, ihn auszuwählen». Vance sei ein grossartiger Student an der Elite-Universität Yale gewesen, ebenso wie dessen Ehefrau Usha. «Das sind zwei kluge Leute», sagte Trump und ging danach schnell zum nächsten Thema über.

Der Auftritt von Frau Melania

Die ganze Familie samt Kindern, Partnerinnen und Partnern und den zehn Enkelkindern sass bei Trumps Nominierungsrede am Parteitag im Publikum. Überraschend war auch Ehefrau Melania im Fiserv Forum in Milwaukee zugegen.

In den drei Tagen zuvor war sie nicht am Parteitag aufgetaucht, zum Anschluss des Konvents betrat sie jedoch demonstrativ die proppenvolle Halle und gesellte sich nach der Rede als Erste zu Trump auf die Bühne.

Melania Trump betritt die Arena.

Mit Material von sda/dpa.

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