POST TESTET VIDEOBERATUNG – GEWERKSCHAFT BEFüRCHTET WEITEREN ABBAU

Bei dem Staatsbetrieb gibt es nun Beratung via Videokonferenz. Die Post will damit Wartezeiten verkürzen.

Die Post schliesst weitere 170 Filialen. Bei den verbliebenen rund 600 Standorten soll sich bald einiges ändern. Post-CEO Roberto Cirillo kündigte an, 100 Millionen Franken in die Modernisierung der Filialen zu investieren.

An acht Standorten testet der Staatsbetrieb seit Jahresbeginn die Filiale der Zukunft. Statt am Schalter können sich die Kundinnen und Kunden in speziellen Kabinen über Videoschaltung beraten lassen, wie der «Tagesanzeiger» berichtet.

Im Test versagt die Post-Kamera

Beim Test der Zeitung in der Postparc-Filiale beim Bahnhof Bern geht es um einen Strafregisterauszug. Dafür kontrolliert die Angestellte hinter dem Bildschirm die Identitätskarte via Kamera.

Das geht aber schief. Die Kameralinse stellt nicht scharf genug. Der Tester muss die Personalien schliesslich mündlich durchgeben.

Bezahlen lässt sich am Videoschalter nur per Karte, Bargeld ist nicht möglich. Aus einem Drucker in der Kabine kommt ein Beleg. Das Dokument bringt die Post dann bis zu zwei Wochen später nach Hause.

Die Videoberaterin der Post sagt, dass sie eine reguläre Angestellte einer Filiale sei. Sie arbeite zwei Tage pro Woche am Bildschirm. Das sei für sie eine nette Abwechslung zum Schalter.

Die Gewerkschaft Syndicom kritisiert die Neuerung. Das Pilotprojekt lasse befürchten, dass der tatsächliche Umbau der Standorte stärker ausfalle, als von der Post angekündigt, sagt Manuel Wyss, Leiter Sektor Logistik. «Die Videokabine könnte den bedienten Schalter ersetzen, was zu einem weiteren Personalabbau führen würde», sagt Wyss.

Ein Sprecher der Post erklärt den Test mit Videokabinen mit dem veränderten Kundenverhalten. Er sagt, dass es für den Betrieb einer Videoberatung weiterhin Angestellte brauche.

Mit dem Pilotprojekt solle auch geprüft werden, inwiefern sich dank neuer Beratungsformen die Wartezeiten in den Filialen verkürzen liessen. Ausserdem wolle die Post testen, ob die Kundschaft die Videoberatung in der Kabine als diskreter empfindet als den Schalter.

Wird die Videoberatung ausgebaut?

Die Post testet die Videokabinen noch ein Jahr und will danach entscheiden, ob sie den Service ausbauen wird. So gebe es Überlegungen, Videoberatungen auch Partnern wie Versicherungen in den Filialen anzubieten.

Die Onlineberatung wäre auch von zu Hause aus per Smartphone oder PC mit Kamera möglich. Allerdings muss der Staatsbetrieb ein flächendeckendes Filialnetz anbieten. Der Sprecher sagt deshalb auch, dass Beratungen per Videokonferenz von zu Hause aus nicht im Vordergrund stünden.

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