BELäSTIGUNG BEI ROLEX: WER SICH WEHRTE, WURDE ENTLASSEN

Der Genfer Uhrenhersteller Rolex habe Opfer von Mobbing und Belästigung unrechtmässig entlassen, sagt Unia.

Unia hat rund 50 Zeugenaussagen erhalten und happige Vorwürfe gegen Rolex geäussert: Laut der Gewerkschaft gabs im Hauptsitz von Rolex Dutzende Fälle von Belästigung und Mobbing, das Unternehmen habe zudem Opfer missbräuchlich entlassen. Nun reicht Unia eine Klage beim Arbeitsgericht ein.

Fälle wiederholter Belästigung in Genf

«Seit Jahren werden der Gewerkschaft Fälle von wiederholter Belästigung in der Abteilung des weltweiten Servicegeschäfts von Rolex in Genf gemeldet», sagte Gewerkschaftssekretär Alejo Patiño am Montag vor den Medien, wie «Swissinfo» unter Berufung auf Keystone-SDA schreibt.

Mitarbeitende berichteten von einem Vorgesetzten, der sie jahrelang schikaniert und ein toxisches Klima verbreitet habe. «Die Leute hatten Angst vor ihm. Es war ein Schrecken im Unternehmen», zitiert «20 minutes» die Betroffenen. Rolex habe das gewusst und den Angestellten geschützt. Ein Mitarbeiter sagte, er habe die Kündigung erhalten, weil er sich gegen die Schikanen gewehrt habe.

Einige Ex-Mitarbeitende sollen sich gemäss Unia nach ihrer Entlassung mit Rolex geeinigt haben, andere hätten sich an einen Anwalt gewandt. «Viele kündigten, aber ich würde sagen, dass die Zahl der Entlassungen, die wir als missbräuchlich erachten könnten, sicherlich bei mehreren Dutzend liegt», sagt Patiño auf Anfrage von 20 Minuten.

«Wurde nach meiner Unterwäsche gefragt»

Die ehemaligen Beschäftigten sollen von ständigem Druck, Verunglimpfung und mangelnder Wertschätzung der Personalabteilung für die erhobenen Vorwürfe berichtet haben. In der Medienmitteilung der Unia kommt auch Nathalie* zu Wort: «Ich habe jahrelang unangemessene, sexistische Äusserungen von meinem Abteilungsleiter ertragen müssen», schildert die Ex-Rolex-Mitarbeiterin.

«Bei einem Betriebsausflug in einer Bar wurde ich nach meiner Unterwäsche gefragt. Ich informierte die Personalabteilung darüber, woraufhin der Vorgesetzte sagte: ‹Was Sie mir da erzählen, überrascht mich, man hat mir immer gesagt, dass ich ein warmherziger Mensch bin …›». Sie sei gefragt worden, ob sie Beweise hätte und habe sich unbegründete Angriffe anhören müssen, so Nathalie.

«Zunächst haben sie alles komplett abgestritten»

«Zunächst haben sie alles komplett abgestritten», sagte Patiño. Später habe Rolex einer internen und externen Prüfung zugestimmt. Die von den Beschäftigten geforderten Massnahmen habe das Unternehmen trotzdem nicht umgesetzt. Rund 15 Beschäftigte hätten die Situation daraufhin beim kantonalen Amt für Arbeitsinspektion angezeigt, dieses stellte einen Antrag auf Einhaltung der Vorschriften.

Rolex verspricht Neuorganisation der Abteilung

Auf Anfrage von 20 Minuten sagt Rolex, der Konzern habe «Managementprobleme festgestellt» und «sofort die notwendigen Massnahmen ergriffen, um der Situation ein Ende zu setzen». Die betroffene Abteilung habe der Uhrenkonzern «vollständig umstrukturiert».

Zudem habe Rolex Entlassungen auf verschiedenen Ebenen der Hierarchie vorgenommen und das kantonale Amt für Arbeitsinspektion darüber informiert. Das Unternehmen arbeitet nun mit dem Amt zusammen, um Präventionsmassnahmen umzusetzen.

*Name von der Unia geändert.

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