JUSO-CHEFIN HATTE IN EINEM PUNKT RECHT: MEISTE SCHWEIZER REICHE SIND NICHT WIE P. SPUHLER

Teile der Schweizer Politik und Wirtschaft sind in Aufruhr. Grund ist eine Initiative der Jungsozialisten, welche Erbschaften radikal besteuern möchte. Nun liefert eine Studie neue, interessante Informationen zur Thematik.

Wie wird man reich? Mal von einem plötzlichen Lottogewinn abgesehen, gibt es drei Möglichkeiten: Man erwirtschaftet sich sein Vermögen selbst, man erbt es, oder man heiratet einen reichen Partner oder eine reiche Partnerin.

Wie eine neue Studie, über die die «SonntagsZeitung» berichtete, nun zeigt, haben in der Schweiz seit 1989 nur zwischen 30 und 40 Prozent aller Superreichen ihr Geld selbst erwirtschaftet. Die Forschenden Isabel Martinez und Enea Baselgia von der Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) haben für ihre Auswertung die Vermögensherkunft der 300 reichsten Schweizerinnen und Schweizer untersucht. Dabei haben sie sich auf das Ranking des Schweizer Wirtschaftsmagazins «Bilanz» berufen.

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Eine Heirat als Eintrittsticket in die Welt der Superreichen ist derweil höchst selten, es sind laut der Studie nur wenige Prozent, die so an ihr Vermögen kamen.

Viel wahrscheinlicher ist ein massiver Vermögenszuwachs in Form von Erbe: Mehr als 60 Prozent der superreichen Schweizer sind dank ihrer Vorfahren in den Zirkel der Bestbetuchten aufgestiegen. Noch eindrücklicher ist das Verhältnis, wenn man nicht die Zahl der Personen, sondern das Vermögen betrachtet: Ganze 80 Prozent des Vermögens der Superreichen wurden weitervererbt.

Schwerreiche Firmen-Schirmherren wie Peter Spuhler sind demzufolge eine Minderheit unter der Minderheit der Superreichen. Nur gerade acht Prozent im Bilanz-Ranking sind «klassische Firmenpatrons», wie die «SonntagsZeitung» schreibt.

Beinahe so selten wie Firmenpatrons sind Frauen unter den 300 Reichsten. Nur gerade zehn Prozent von ihnen sind weiblich. Die meisten Gelisteten entsprechen dem Stereotypen des «alten, weissen Mannes». Laut den Forschenden gibt es keine Anzeichen, dass der Frauenanteil steigt oder in den letzten Jahren gestiegen ist – tendenziell sei sogar das Gegenteil der Fall.

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Woher auch immer ihr Geld kommen mag, betroffen von Juso-Initiative wären nebst den 300 Reichsten noch rund 2600 weitere Multimillionäre in der Schweiz. In Teilen der Politik geht die Angst um, dass alleine die Existenz der Initiative und die damit einhergehende Unsicherheit viele dieser Reichen zum Wegzug aus der Schweiz bewegen würde. Würde das im befürchteten Ausmass passieren, gingen der Schweiz massiv Steuereinnahmen verloren.

Es gibt deshalb Bestrebungen aus der Wirtschaft und der Politik, die Initiative für ungültig erklären zu lassen. Das wäre demokratiepolitisch heikel, da sie sämtliche Anforderungen erfüllt.

Trotzdem gehen mit Beni Würth (Mitte) und Werner Salzmann (SVP) nun zwei einflussreiche Ständeräte in die Offensive. Beide wollen der Rückwirkungsklausel in der Initiative an den Kragen. Diese besagt, dass der Bund – bei Annahme der Vorlage – die neuen Bestimmungen nach deren Implementierung im Gesetz rückwirkend auf das Abstimmungsdatum in Kraft setzen müsste.

Würth will Rückwirkungsklauseln generell verbieten lassen, wie er der «SonntagsZeitung» sagt. Salzmann gibt an, noch nicht zu wissen, wie eine Streichung konkret möglich wäre – er fordert den Bundesrat auf, eine Lösung zu präsentieren.

Die Rückwirkungsklausel ist der Hauptgrund, weshalb von einer «schädlichen Vorwirkung» der Initiative gesprochen wird: Gutbetuchte müssen sich bereits frühzeitig – jetzt – damit auseinandersetzen, aus der Schweiz wegzuziehen oder quasi das Risiko einer Annahme zu tragen und zu bleiben.

Dass gewisse betroffene Reiche der Schweiz den Rücken kehren würden, gilt grundsätzlich als Konsens in der Politik, von rechts bis links. Unklar ist hingegen, wie viele es tun würden und wie schädlich es tatsächlich wäre.

Kritisiert wird die Juso-Initiative auch aus dem eigenen Lager: SP-Ständerätin Franziska Roth bezeichnet die Vorlage als zu radikal. Eine sinnvolle Debatte über eine sinnvolle Erbschaftssteuer werde damit über Jahre blockiert. Werde die Initiative abgelehnt, sei das Thema wieder für Jahre vom Tisch.

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