«WIR MACHEN KEINE LEX GLENCORE»

Heinz Tännler, Finanzdirektor des Kantons Zug, über die Folgen eines Ja zur Mindestbesteuerung.

Am 18. Juni stimmt das Volk über die Steuerreform ab. Es geht um die Erhöhung der Steuern für grosse Unternehmen auf mindestens 15 Prozent. Wie viel sind es im Kanton Zug heute?

11,8 Prozent. Wir sind in der Schweiz am tiefsten und sind daher besonders stark betroffen.

Welche Mehreinnahmen würden Zug jährlich zufliessen?

Wir haben Schätzungen: Brutto dürften es rund 300 Millionen Franken sein. Davon gehen ein Viertel an den Bund und rund 40 Millionen im Rahmen des Finanzausgleichs an andere Kantone. Netto dürften es also rund 185 Millionen sein.

Was macht ihr mit dem zusätzlichen Geld?

Rund 40 bis 50 Prozent gehen in soziale Massnahmen und kommen der Bevölkerung als Ganzes zugute. Eingesetzt würde das Geld etwa für die stärkere Subventionierung von Kindertagesstätten oder für internationale Schulen. Auch die Förderung des preisgünstigen Wohnungsbaus ist ein Thema. 50 bis 60 Prozent gehen zurück an die Wirtschaft.

Wie bitte? Ihr gebt den Firmen das Geld indirekt wieder zurück?

Wir geben das Geld nicht einfach zurück, sondern setzen es gezielt ein, etwa für die Förderung von Forschung und Entwicklung. Der Kanton Zug ist ein wichtiger Forschungsstandort, auch die grossen Basler Pharmakonzerne etwa haben hier Standorte.

Haben Sie Angst um die Standortattraktivität?

Von der Steuerreform wären im Kanton rund 400 Firmen betroffen. Natürlich sehen wir die geplanten Massnahmen gezielt auch vor dem Hintergrund, unseren Standort für die Wirtschaft weiter sehr attraktiv zu halten. Die Steuererhöhung ist gut zu verkraften, wenn sie durch vernünftige Standortmassnahmen ergänzt wird.

Gefördert werden sollen auch die «Umwelt- und Sozialverträglichkeit des Rohstoffabbaus». Bekommt damit auch der Milliardenkonzern Glencore Geld?

Wir machen keine Lex Glencore. Der Kanton Zug ist generell ein wichtiger Standort für die Rohstoffbranche, und eine Verbesserung der Umstände des Rohstoffabbaus ist ein wichtiges Anliegen, das wir zusammen mit einer breiten Palette von Firmen fördern wollen. Aber ja: Glencore kann wie alle anderen auch ihre Massnahmen zur Förderung der Nachhaltigkeit geltend machen. 

2023-05-25T08:10:25Z dg43tfdfdgfd