In Malaysia fanden Razzien in insgesamt elf Läden der Schweizer Firma Swatch statt. Dabei wurden Uhren im Wert von 14'000 US-Dollar beschlagnahmt. Die Begründung: Die Swatch-Uhren verstossen gegen die Sittengesetze des Landes.
Die Razzien wurden am 13. und 14. Mai vom Ministerium für innere Angelegenheiten durchgeführt. Swatch liess anschliessend verlauten, dass man alle 164 beschlagnahmten Uhren auf dem Rechtsweg zurückfordern werde.
Malaysia ist ein mehrheitlich muslimisches Land. Es gibt jedoch eine relativ grosse buddhistische Minderheit sowie eine auf einige Regionen beschränkte Pluralität an Christen. Die muslimischen Malaien unterstehen neben den Gesetzen des Staates ebenfalls den Gesetzen des Islams und können in – vom Staat unabhängigen – Scharia-Gerichten zu Bussen und kurzen Haftstrafen verurteilt werden.
Homosexualität ist dabei nicht nur in den Scharia-Gesetzen des Landes, sondern auch in den staatlichen Gesetzen verboten und unter Strafe gestellt. Bei Verstössen drohen bis zu 20 Jahre Haft, jedoch kommt es meistens «nur» zur Züchtigung mit einem Stock und zu kleineren Bussen.
Bei der Beschlagnahmung der Swatch-Uhren beruft sich das Innenministerium auf den «Printing Presses and Publications Act 1984». In diesem Gesetzesartikel wird beschrieben, dass alle Güter, die «gegen die öffentliche Ordnung, Moralität oder Sicherheit verstossen», beschlagnahmt und deren Produktion und Verkauf eingestellt werden dürfen.
Für kontroverse Diskussionen in Malaysia sorgte ebenfalls die Band Coldplay, welche im November dieses Jahres in Malaysia ein Konzert geben wird. Coldplay tritt offen für LGBTQ-Rechte ein, was vielen konservativen Moslems in Malaysia nicht gefällt. Ein Facebook-Post verband einige Tage vor den Razzien die farbigen Swatch-Uhren mit dem Coldplay-Konzert.
Der Swatch-Konzern hat angekündigt, die beschlagnahmten Uhren zurückfordern zu wollen. Gleichzeitig wurden die Geschäfte wieder mit den gleichen Modellen aufgestockt.
Nick Hayek, CEO der Swatch Group, liess verlauten, dass die Uhren keinesfalls eine politische Botschaft transportierten und mit ihrer Botschaft für Frieden und Liebe schon gar nicht schädlich oder gefährlich seien. Er fügte ebenfalls an, dass es bei Swatch üblich sei, Individuen mit farbenfrohen und witzigen Uhren zu zelebrieren.
Ein Seitenhieb gegen die malaiischen Behörden konnte sich Hayek dabei nicht verkneifen. So fragte er, wie die Behörden denn vorhätten, die tausenden natürlichen Regenbogen zu beschlagnahmen.
Die Behörden antworteten auf die Kritik aus der Schweiz und argumentieren, dass die Uhren nicht einfach nur in Regenbogenfarben koloriert seien, sondern dass sie spezifische LGBT-Farben benutzen, da natürliche Regenbogen eigentlich sieben und nicht wie die LGBT-Flagge sechs Farben beinhalten.
Die malaiische Bevölkerung scheint hingegen gespalten zu sein. Das Argument der Konservativen lautet, dass das Werben für LGBT gegen den Islam und die Gesetze des Landes verstösst und die Razzien somit gerechtfertigt seien. Die Gegenseite kritisiert hingegen die Willkür des Gesetzes und befürchtet eine zunehmende internationale Isolation Malaysias.
(ear)