TRUMP WILL DIE SCHWEIZ «ETWAS BEVORZUGT» BEHANDELN

Die Schweiz verhandelt in Washington über die US-Strafzölle. Für die Dauer der Gespräche bleiben diese ausgesetzt – doch der Druck bleibt hoch.

Die Schweiz zählt laut US-Regierung zu den 15 Ländern, mit denen die USA unter Präsident Donald Trump vorrangig über ein Handelsabkommen verhandeln wollen. Das gab Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter bekannt. Dass die USA die Eidgenossenschaft «etwas bevorzugt behandeln werden», ist laut Keller-Sutter «schon ein wesentlicher Schritt».

Sie befindet sich mit Wirtschaftsminister Guy Parmelin zu mehreren Gesprächen in Washington. Für die Dauer der Verhandlungen bleiben die US-Strafzölle von 31 Prozent auf Schweizer Produkte ausgesetzt. Stattdessen wird ein «Grundzoll» von zehn Prozent auf die meisten Güter erhoben. Ziel der Schweiz ist es, diese Zölle ganz abzuschaffen.

Schokolade an Bildungsministerin übergeben

Keller-Sutter sprach laut den Tamedia-Zeitungen von einem «wesentlichen Schritt», Parmelin von einer «extrem konstruktiven» Atmosphäre. Die Gespräche fanden unter anderem mit US-Finanzminister Scott Bessent und Handelsbeauftragtem Jamieson Greer statt. Beide verhandeln im Auftrag Trumps mit den wichtigsten Handelspartnern. Die Schweiz erhielt zudem einen festen Ansprechpartner im US-Finanzministerium.

In einer symbolischen Geste übergab Parmelin der Trump-Vertrauten und US-Bildungsministerin Linda McMahon eine Schachtel Schweizer Pralinen. McMahon kündigte an, die Schweiz besuchen zu wollen.

«Es geht um Arbeitsplätze in der Schweiz»

Die nächsten Schritte sind eine gemeinsame Absichtserklärung zu Themen wie Zöllen, Handelshemmnissen, Subventionen und Steuern. Auf dieser Basis sollen offizielle Verhandlungen starten. Einen Zeitrahmen nannte Keller-Sutter nicht. Die Schweiz betont die wirtschaftliche Bedeutung des Deals. «Es geht um Arbeitsplätze in der Schweiz, in der Uhrenindustrie, in der Maschinenindustrie», so Keller-Sutter. Auch Investitionen von Schweizer Firmen in den USA seien Thema gewesen – laut Bundesrat im Umfang von bis zu 150 Milliarden Franken.

In heiklen Bereichen wie der Landwirtschaft will die Schweiz Zugeständnisse vermeiden. «Wir haben in Erinnerung gerufen, dass die Landwirtschaft für uns ein Synonym für nationale Sicherheit ist», sagte Parmelin. Bei anderen Handelshemmnissen zeigt sich die Schweiz gesprächsbereit.

Frühlingstreffen des IWF

Ein weiterer Knackpunkt sind mögliche Digitalsteuern. «Sie sind sehr allergisch auf neue Steuern in einigen Sektoren», sagte Parmelin. Die Schweiz plane allerdings keine solche Abgabe – im Gegensatz zur EU. Keller-Sutter äusserte Verständnis für Trumps wirtschaftspolitische Ziele: «Es geht sicherlich auch darum, dass man im Zentrum von Amerika die Arbeitsplätze halten kann.» Sie wünscht sich jedoch ein anderes Vorgehen: «Man muss sich innerhalb dieser neuen Spielregeln wahrscheinlich irgendwie arrangieren. Und ich habe den Eindruck, dass das noch nicht überall ganz angekommen ist.»

Anlass für die Reise waren auch die Frühlingstreffen des IWF und der Weltbank sowie Beratungen der G20. Keller-Sutter warnte dort vor einer «toxischen Mischung» aus hoher Staatsverschuldung, Inflationsgefahr und möglicher Rezession.

2025-04-25T07:57:23Z