SCHWEIZER KUNDEN VON REVOLUT ERHALTEN BALD LITAUISCHE BANKKONTEN

Neue Schweiz-Tochter, Bewilligungen der Finma: Revolut baut das Schweiz-Geschäft um. Unterlagen zeigen erstmals die Kundenzahlen.

Die britische Revolut nimmt eine weitere Hürde für einen Ausbau ihres Geschäfts in der Schweiz. Nachdem Anfang Jahr bereits ein eigener Länderchef die Arbeit aufgenommen hatte, wurde mittlerweile mit der Revolut (Switzerland) AG eine Schweizer Tochtergesellschaft gegründet, wie aus dem Handelsregister hervorgeht. Zwei litauische Ableger der britischen Revolut verfügen zudem über eine Bewilligung der Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma).

Beim Handelsregister eingereichte Dokumente zeigen, wie sich der Auftritt von Revolut in der Schweiz verändern könnte. Die wichtigste News: Revolut wechselt von englischen Konten auf litauische Bankkonten. Das geht aus den Finma-Unterlagen für die Bewilligung der neuen Schweiz-Tochter hervor. Dieser wird erlaubt, lediglich Dienstleitungen der in Litauen angesiedelten Firmen Revolut Bank sowie Revolut Securities zu bewerben.

In der Bewilligung wird festgehalten, dass Schweizer Kundinnen und Kunden künftig über die Litauische Bank bedient werden sollen. Bislang laufen die Konten der Schweizerinnen und Schweizer über Revolut in Grossbritannien, die aber nach wie vor keine Banklizenz, sondern nur eine Payment-Lizenz besitzt. Die litauische Gesellschaft hingegen ist mit einer EU-Banklizenz ausgestattet, weshalb die Konten von Kunden in EU-Ländern in der Regel über sie laufen.

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800’000 Kundinnen und Kunden in der Schweiz

Erstmals erfährt man aus den Finma-Dokumenten zudem offiziell, wie viele Kundinnen und Kunden Revolut in der Schweiz betreut. Normalerweise erhält man entsprechende Angaben nur auf indirektem Weg. Den Dokumenten zufolge hatte Revolut im Sommer 2023 rund 683’000 Schweizer Privatkundinnen und Privatkunden sowie 8800 Geschäftskunden – insgesamt also 692’000.

Noch ein Jahr zuvor waren es rund 100’000 weniger gewesen – inoffiziellen Zahlen zufolge soll Revolut mittlerweile bereits 800’000 Kundinnen und Kunden haben.

Das Unternehmen legt also weiterhin stark zu und gräbt am Geschäft der etablierten Schweizer Banken – vorab im Bereich Kartenzahlungen und Überweisungen. Die Onlinebank ist in der Schweiz längst über den Status einer Nischenanbieterin hinausgewachsen und spielt in der Liga der grossen Kartengesellschaften wie Viseca, Cornercard oder Swisscard mit.

Revolut will nun weiterexpandieren. Gegenüber der «Handelszeitung» erwähnte Revolut-Sprecher Christoph Werferling im Mai «grosse Ambitionen». Spannend wird vor allem sein, ob sich das bislang in der Schweiz eher eingeschränkte Angebot von Revolut durch die Entwicklungen verändern wird. So bietet Revolut bislang in der Schweiz keine Börsentransaktionen an. Dass Revolut (Switzerland) erlaubt wird, auch den Broker Revolut Securities zu vertreten, spricht dafür, dass sich das bald ändern könnte. Revolut wollte sich gegenüber der «Handelszeitung» nicht zu diesen  Fragen äussern.

Finma verbietet Werbung für Kryptogeschäfte

Die Finma scheint allerdings grossen Wert darauf zu legen, dass Revolut in der Schweiz keine aktive Werbung für Kryptowährungen macht. So heisst es in den Unterlagen, Revolut Schweiz werde «keine Dienstleistungen im Zusammenhang mit Kryptowährungen oder Rohstoffen vertreten».

Denkbar sei hingegen, dass Revolut sein Angebot auf «Kreditvergabe» erweitern werde, heisst es in den Finma-Unterlagen. Bislang bietet Revolut hierzulande keine Kredite an. Allerdings sucht die Bank derzeit einen «Head of Lending» für den Ableger in Deutschland, welcher auch für den Schweizer Markt zuständig ist. Verglichen mit Deutschland gilt die Schweiz für Revolut bislang als grosse Erfolgsgeschichte. So hat Deutschland letzten Angaben zufolge weniger als doppelt so viele Kundinnen und Kunden wie die Schweiz. Und das bei einer zehnmal so grossen Bevölkerung.

Eine halbe Milliarde Gewinn

Weltweit kommt Revolut mittlerweile auf 45 Millionen Kundinnen und Kunden in 38 Ländern. Vergangenes Jahr schrieb das Unternehmen mit Hauptsitz in London einen Gewinn von 545 Millionen Pfund. Wie so viele Banken profitierte auch Revolut 2023 von üppigen Erträgen aus dem Zinsgeschäft. Der Umsatz der Gruppe lag bei 2,2 Milliarden Pfund, wie Revolut Anfang Juli mitteilte.

Einflussreichster Aktionär mit knapp 18 Prozent des Kapitals und 23 Prozent der Stimmrechte ist Gründer Nik Storonsky. Daneben werden in den Finma-Unterlagen die Investoren Balderton Capital (Delaware, USA) mit 9,55 Prozent des Kapitals und Mono Management (British Virgin Islands) mit 22,3 Prozent aufgeführt. Balderton hält 12,6 Prozent der Stimmrechte, Mono Management gar keine. Mehr als die Hälfte von Kapital und Stimmen liegen bei weiteren Aktionären.

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