MIKROPLASTIK ERREICHT AUCH WILDTIERE FERNAB DER STäDTE

Eine neue Analyse zeigt, dass Mikroplastik bis zu Wildtieren gelangt. Greenpeace fordert daher eine massive Einschränkung. Die Branche jedoch betont den Nutzen von Plastik.

Geschätzte 14'000 Tonnen Makro- und Mikroplastik gelangen gemäss dem Bundesamt für Umwelt in die Schweizer Böden, Oberflächengewässer und deren Sedimente. Von dort aus landen sie über die Nahrung in Nutztieren und so schlussendlich auch im Menschen.

Doch nicht nur Nutztiere sind von dem Plastik in der Umwelt betroffen. Wie eine neue Analyse der Umweltschutzorganisation Greenpeace und des Zentrallabors für Umwelt der EPFL zeigt, ist auch in Wildtieren teilweise sehr viel Mikroplastik zu finden.

Plastik im Kot

Für die Analyse hat Greenpeace diesen Winter rund 50 Kotproben in verschiedenen Kantonen gesammelt und untersuchen lassen. Vom Waadtländer Dachs über den Tessiner Hirsch und den Neuenburger Hasen bis hin zum Bündner Wolf wurden davon dann 14 Proben nach Artenvielfalt und geografischer Lage ausgewählt.

Elf der 14 Kotproben enthalten Mikroplastik, die über das Mass der Leerproben hinausgeht. Mit mehr als 600 Partikeln pro Gramm Kot sind die Konzentrationen des Walliser Wildschweins und seines Berner Artgenossen relativ hoch.

«Es ist besorgniserregend, dass Wildtiere eindeutig einer Belastung durch Mikroplastik ausgesetzt sind. Selbst Tiere, die nicht in der Nähe von Siedlungen nach Futter suchen, nehmen Mikroplastik auf, teilweise in hohen Konzentrationen», kommentiert Joëlle Hérin, Expertin für Konsum und Kreislaufwirtschaft bei Greenpeace die Analyse.

Diese Studie bestätige in ihren Augen das Ausmass der Plastikverschmutzung in der Natur. «Deshalb müssen wir an der Quelle des Problems ansetzen, denn Plastik gefährdet die Umwelt, das Klima und die Gesundheit.»

Branche betont Nutzen von Plastik

Verena Jucker, stellvertretende Geschäftsführerin des Branchenverbands Kunststoff.swiss entgegnet auf die Forderungen von Greenpeace, mit dem Wert von Kunststoffen. «Kunststoffe reduzieren das Gewicht von Fahr- und Flugzeugen und reduzieren so den CO₂-Ausstoss, sie schützen Lebensmittel und helfen so, Foodwaste zu vermeiden, sie isolieren Gebäude, die dadurch weniger Heizenergie benötigen – und sie sind in der modernen Medizin kaum mehr wegdenkbar.»

In erster Linie gelte es daher, den Eintrag in die Umwelt zu vermeiden und das Material im Kreislauf zu halten. «Äusserst wichtig dabei ist, wo immer möglich auf Mehrweg- und recycelbare Produkte zu setzen und unnötigen Einsatz zu vermeiden.» Die Kunststoffindustrie engagiere sich in unterschiedlichen Recycling- und Kreislaufwirtschaftsaktivitäten um den Eintrag in die Umwelt, der aus der Branche stammt, zu reduzieren und wenn möglich zu vermeiden.

2025-06-10T08:24:08Z