IRAN DROHT MIT BLOCKADE: SO WICHTIG IST DIE STRASSE VON HORMUS

Die wichtigste Öl-Ader der Welt ist Irans Trumpf. Analysten hoffen auf eine besonnene Reaktion der USA und Chinas.

Zum Start von Israels Angriff wirkte der Iran hilflos. Doch das Land hat einen mächtigen Trumpf in der Hand, wie sich auch an der Reaktion des Energiemarktes zeigte: Die Ölpreise stiegen am Freitag mit 13 Prozent zweistellig in die Höhe und erreichten ihren Höchststand seit Januar 2025.

Der deutsche ADAC empfahl Autofahrerinnen und Autofahrern bereits zeitnahes Tanken. Denn die Mineralölkonzerne könnten den Preisanstieg bald schon weitergeben, zitiert die «Bild» den Automobilclub. Dabei sanken die Preise erst vor Kurzem auf ein Vierjahrestief.

Was hat Israels Angriff mit dem Ölpreis zu tun?

Der Iran hat wie schon in früheren Krisen gedroht, die Strasse von Hormus zu besetzen. Bisher kam es aber noch nie dazu.

Die Meerenge ist die wichtigste Öl-Ader der Welt. Durch sie werden 20 Prozent des globalen Öls transportiert, das sind gemäss Schätzungen von Analysten täglich rund 21 Millionen Fass Rohöl.

Die schmale Wasserstrasse verbindet den Persischen Golf mit dem Golf von Oman, das Arabische Meer mit dem Indischen Ozean und den Iran mit den Golfstaaten. Sie kurvt sich um die Vereinigten Arabischen Emirate und die omanische Exklave Musandam im Süden herum und wird im Norden komplett vom Iran begrenzt. An ihrer engsten Stelle ist sie nur etwa 38 Kilometer breit.

Warum ist die Wasserstrasse so wichtig fürs Öl?

Hinter der Meerenge liegen mit Kuwait, Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Katar vier der wichtigsten Förderländer für die fossilen Energieträger. Aber auch der Ölgigant Saudi-Arabien und der Iran exportieren den grössten Teil ihres Rohöls über die Wasserstrasse – hauptsächlich nach Asien, vieles gelangt aber auch in die USA und Europa.

Im Falle einer Unterbrechung der Handelsroute wären auch die Reservekapazitäten der Organisation der erdölexportierenden Länder (Opec) nahezu nutzlos, wie das «Manager-Magazin» schreibt.

Noch wichtiger aber ist das Nadelöhr für den Transport von Flüssiggas (LNG). Ein Viertel der weltweiten LNG-Lieferströme passiert die Meerenge. So schickt zum Beispiel Katar, einer der weltweit grössten Exporteure von Flüssigerdgas, fast sein gesamtes LNG durch die Meerenge.

Sollte der Iran seine Drohung wahr machen, würden auf einen Schlag grosse Mengen an Öl und Gas fehlen. Die Auswirkungen auf die Versorgung der Welt mit Energie wären gross. Experten befürchten einen Anstieg des Ölpreises auf 130 Dollar. Es droht ein weltweiter Inflationsanstieg.

Wie realistisch ist eine Blockade?

Eine Sperrung wäre schwer umzusetzen. Ein grosser Teil der Gewässer gehört dem Oman. Der Iran könnte die Passage also nur in Absprache mit dem Nachbarn abriegeln oder gewaltsam in dessen Hoheitsgewässer eindringen und würde damit den Konflikt ausweiten, wie der «Focus» bemerkt.

Vor allem aber wären nicht Europa und Amerika, sondern hauptsächlich China als wichtigster Abnehmer des Öls aus der Region betroffen. «China will nicht, dass der Ölfluss aus dem Persischen Golf in irgendeiner Weise gestört wird, und China will nicht, dass die Ölpreise steigen», sagt Ellen Wald, Gründerin der Analysefirma Washington Ivy Advisors, zum US-Sender «CNBC». Sie glaubt deshalb, dass China seine wirtschaftliche Macht einsetzen werde, um den Iran von solchen Aktionen abzuhalten.

Experten könnten sich vorstellen, dass der Iran die Meerenge blockiert, wennn Israel weiterhin die iranischen Ölfelder und Raffinerien angreift. China und die USA dürften aber wohl warnend eingreifen. Sollten die USA aber Israel unterstützen und in den Konflikt eingreifen, wäre die Blockade wohl eine Art letzter Ausweg für den Iran.

2025-06-14T12:17:21Z