«GEHEN JETZT HALT ZU FüNFT»: EINKAUFSTOURISTEN üBER NEUE FREIGRENZE

Seit Jahresbeginn liegt die neue Zollfreigrenze bei 150 Franken statt 300 Franken. 20 Minuten hat direkt bei Einkaufstouristen nachgefragt, was sie davon halten.

Wer künftig «ennet der Grenze» einkaufen geht, muss bei der Heimreise in die Schweiz früher ins Portemonnaie greifen, um Zollabgaben zu bezahlen: Seit dem Beginn des neuen Jahres hat sich die Zollfreigrenze nämlich halbiert und liegt nun bei 150 Franken. Übersteigt der Wert der gekauften Ware diesen Betrag, muss sie am Zoll angemeldet und die Schweizer Mehrwertsteuer von rund acht Prozent bezahlt werden.

20 Minuten hat sich zum beliebten Shoppingzentrum Marktkauf in Weil am Rhein (D) begeben und wollte von den Einkaufstouristen wissen, was sie von der neuen Zollfreigrenze halten – und ob sie sich daran halten.

Für Kosmetik und Katzenfutter nach Deutschland

Nicole (46) geht in erster Linie für Tabak, Kosmetik, Katzenfutter und Zeitschriften über die Grenze, etwas verzollt hätte sie aber noch nie. «Heute morgen wusste ich das mit der neuen Wertfreigrenze noch nicht», gibt die 46-Jährige zu. «Ich finde es aber total in Ordnung, denn für mich als Einzelperson ändert sich nichts.»

«Regeln sind da, um eingehalten zu werden.»

Falls sie doch mal für mehr als 150 Franken einkaufen ginge, würde sie sich an die angepasste Regelung halten: «Mit 20 hatte ich noch andere Gedanken, aber nun bin ich der Meinung: Regeln sind da, um eingehalten zu werden.»

«Für Familien könnte das ein Problem sein, denn die müssen ja mehr und häufiger einkaufen gehen.»

Nicht alle würden freiwillig verzollen

Auch der 26-jährige Schweizer Ramazan geht solo shoppen: «Einmal pro Monat kaufe ich im Marktkauf Katzenfutter und Kleinigkeiten.» In Bezug auf die neu herabgesetzte Wertfreigrenze könne er sich vorstellen, dass diese besonders für Familien ein Problem darstellt: «Die müssen ja mehr und häufiger einkaufen gehen als ich.»

Ob er selbst sich an die Verzollungsregel halten würde? «Nein, ganz bestimmt nicht», meint der 26-Jährige. «Zumindest nicht, wenn die Wertfreigrenze nicht massiv überschritten wird.»

Auch Pärchen Christoph (42) und Conny (42) geben ihre Meinung kund: «Für uns als Familie mit zwei Kindern bleibt alles beim Alten.» Die Wertfreigrenze von 150 Franken gelte ja pro Person, daher sei das kein Problem, wenn sie gemeinsam einkaufen gingen.

«Blöder als vorher»

Rollstuhlfahrerin Lorena (35) ist da anderer Meinung. «Mein Mann geht normalerweise alleine einkaufen, aber 150 Franken reichen niemals. Wir als dreiköpfige Familie sind nun gezwungen, mit ihm mitzugehen, was für mich im Rollstuhl sehr mühsam ist.»

«Wir sind nun gezwungen, mit meinem Mann mitzugehen, was für mich im Rollstuhl mühsam ist.»

«Ich finde das blöder als vorher, denn wir müssen jetzt insgesamt öfter hierherkommen.»

Und auch Hans (69) und Sandra (59) halten nicht viel von der neuen Wertfreigrenze. «Ich finde das blöder als vorher, denn wir müssen jetzt insgesamt öfter hierherkommen.»

Die logischen Konsequenzen seien mehr Fahrten, mehr Stau, mehr Zeitverlust und mehr Benzinkosten. Sie würden akribisch darauf schauen, die Wertfreigrenze pro Einkauf nicht zu überschreiten.

Kontrollen zeigen: «Viele Reisende sind im Bild»

Simon Erny vom Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) meint auf Anfrage von 20 Minuten: «Bei unseren Kontrollen in den ersten Tagen des Jahres stellten wir fest, dass viele Reisende über die Senkung der Wertfreigrenze im Bild sind.»

«Die Kontrollen werden wie bisher mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen durchgeführt und es ist keine Intensivierung der Kontrollen geplant», so Erny weiter. Stellt das BAZG bei seinen Kontrollen Waren über dem Wert der Wertfreigrenze fest, die nicht ordnungsgemäss angemeldet wurden, könne dies neben dem Nachbezug der Abgaben wie bis anhin zu einer Busse führen.

Da im Reiseverkehr die Gründe, die zu einer Busse führen, nicht erhoben würden, könne das Amt nicht angeben, wie viele Personen wegen eines Schmuggelversuchs im Zusammenhang mit der Zollfreigrenze bisher gebüsst wurden.

2025-01-08T11:26:51Z