DYNAMISCHE PREISE UND TRANSPARENZ: NUR 2 VON 12 SKIGEBIETEN BRILLIEREN

Zermatt, St. Moritz und Chäserrugg fallen beim Thema dynamische Preise besonders negativ auf, wie eine Analyse des Konsumentenschutzes zeigt.

Viele Skigebiete haben intransparente Preise, und auch die Rückerstattungen bei Unfall, Krankheit und Betriebseinschränkungen sind uneinheitlich. Das zeigt eine Analyse des Konsumentenschutzes, der zwölf Destinationen mit dynamischen Preisen untersucht hat.

Zermatt und St. Moritz fallen besonders negativ auf

Viele Skigebiete verkaufen Tickets zu dynamischen Preisen, die je nach Saison, Wochentag, Buchungszeitpunkt und Wetterprognose ändern. Dem Konsumentenschutz sind vor allem Zermatt, Engadin St. Moritz und die Chäserrugg negativ aufgefallen: Sie geben den Maximalpreis nicht an und sehen keine Rückerstattung oder kein Umtausch ohne Aufpreis vor.

Sechs Skigebiete nennen keine Maximalpreise

Folgende Skigebiete nennen keinen Maximalpreise: Adelboden Lenk, Engadin St. Moritz, Chäserugg, Engelberg Titlis, Flims Laax und Zermatt. Ohne Maximalpreise sei unklar, ob es verhältnismässig günstig oder teuer sei. Oft fehlt laut Konsumentenschutz auch ein sichtbarer Preisverlauf, der der Kundschaft hilft, die Kosten besser einordnen zu können.

Positiv fallen Arosa Lenzerheide und Belalp auf, die beide Minimal- und Maximalpreise nennen und eine Rückerstattung oder einen Umtausch bei Krankheit, Unfall und auch bei Betriebseinschränkungen gewähren.

Familien leiden am meisten

«Es besteht der Verdacht, dass die Skigebiete dieses Preissystem nicht nur nutzen, um die Besucherströme zu steuern, sondern auch, um möglichst viel Profit zu generieren», sagt Konsumentenschutz-Geschäftsleiterin Sara Stalder. An Spitzentagen könne es zu «völlig überhöhten Preisen» kommen. Darunter leiden etwa Familien, die unter der Woche oder in der Nebensaison nicht auf die Piste können.

Diese Skigebiete statten Tagestickets nicht zurück

Die Skigebiete Aletsch Arena, Chäserrug, Crans-Montana, Engadin, Gstaad, St. Moritz und Zermatt gewähren keine Rückerstattungen auf Tagestickets, ausser teils mit Versicherung. «Wir verlangen von diesen Skigebieten, die Preise transparent und vergleichbar zu gestalten und den Konsumentinnen und Konsumenten bei der Rückerstattung nicht noch zusätzliche Kosten aufzubürden», fordert Stalder.

«Die Konsumenten wollen möglichst viel Transparenz, die Bergbahnen möglichst wenig»

Herr Stettler, wer sind die Verlierer und Gewinner der dynamischen Preise?

Wer sich kurzfristig entscheidet und zeitlich unflexibel ist, gehöret zu den Verlierern – etwa Familien mit schulpflichtigen Kindern. Wer hingegen flexibel ist und frühzeitig bucht, profitiert. Das bedeutet aber auch, dass man bereit sein muss, das Schnee- und Wetterrisiko zu tragen.

Sollten die Skigebiete Minimal- und Maximalpreise nennen, um mehr Transparenz zu schaffen?

Ja, mehr Transparenz wäre aus Konsumentensicht wünschenswert und in vielen Fällen auch nötig, wie die Analyse des Konsumentenschutzes zeigt. Zusätzlich zu den Minimal- und Maximalpreisen sollten die Skigebiete darüber informieren, aufgrund welcher Kriterien sich die Preise ändern, und ob sie auch wieder sinken können, oder ob es immer nur teurer wird.

Gibt es hier nicht einen Interessenkonflikt?

Ja, die Konsumenten wollen möglichst viel Transparenz, die Bergbahnen möglichst wenig. Bei der Preisberechnung können unter anderem die Schneesituation, das Wetter, die Auslastung sowie die Anzahl noch verfügbarer Tickets und Kontingente relevant sein.

Was machen die dynamischen Preise mit den Konsumentinnen und Konsumenten?

Die Auswirkungen sind vielfältig, die Folgen aber unklar, mir sind keine fundierten Studien bekannt. Wer das Schnee- und Wetterrisiko trägt, zeitlich flexibel ist und Tickets früh kauft, profitiert und geht so vielleicht häufiger Skifahren. Wer zeitlich hingegen nicht flexibel ist und das Risiko nicht tragen will, wird kurzfristig vielleicht nicht mehr Skifahren gehen, weil es zu teuer ist, und stattdessen etwas anderes unternehmen.

Könnte die Zahl der Skifahrenden so zurückgehen?

Ja, es könnte dazu führen, dass die Ausübungshäufigkeit und mit Verzögerung auch die Zahl der Skifahrenden mittel- und längerfristig zurückgehen. Eine wichtige Rolle spielt dabei, ob man eine eigene Skiausrüstung hat oder nicht. Preispsychologisch kann es zur Folge haben, dass man das Ticket nur noch frühzeitig kauft, um vom günstigeren Preis zu profitieren und kurzfristig nicht mehr. Wie beim Kauf von Waschmitteln: Viele kaufen Waschmittel nur noch, wenn sie Aktion sind.

Andermatt Sedrun Disentis und Sörenberg haben dynamische Preise schon wieder abgeschafft, kommt nun eine Gegenbewegung?

Die zukünftige Entwicklung ist unklar. Dynamische Preise eignen sich nicht für alle Skigebiete. Ein Skigebiet muss dafür schneesicher sein, entweder aufgrund der Höhenlage oder dank künstlicher Beschneiung. Kleine Skigebiete für Familien, die sensibel auf dynamische Preise reagieren, sind oft in tieferen Lagen und zu wenig schneesicher. Eine Rolle wird auch die weitere Entwicklung der vergünstigten Saisonkarten spielen, insbesondere der Magic Pass, der in Zukunft in weiteren Regionen und Gebieten in der deutschen Schweiz erhältlich sein wird (Berner Oberland, Zentralschweiz).

Skigebiete bieten oft Kombi-Abos für zwei Orte an und verlangen dann mehr, weil das Angebot grösser ist. Wollen das die Gäste überhaupt?

Die Grösse ist neben der Schneesicherheit ein zentrales Entscheidungskriterium. Je grösser und schneesicherer ein Skigebiet, desto eher bucht man. Das hat aber nichts mit den dynamischen Preisen zu tun: Grössere Skigebiete sind meistens teurer als kleinere. Insofern bezahlen alle, die das bezahlte Angebot nicht in Anspruch nehmen, zu viel.

2025-01-14T11:44:10Z